Heimwerker 1

Holzarbeiten: Sägen

Hallo Leute,
man kennt das ja:
beruflich arbeitet man mit Profi-Werkzeug und kann damit auch recht gut Ergebnisse aufweisen.
Nun kommt es dazu, dass man sich selbst preisgünstig ein paar Möbel bauen möchte – oder bauen muss, weil der Raum nicht mit „Normmöbeln“ auszustatten ist.

Da man die nötigen Werkzeuge nur für diesen Fall braucht, gibt es 2 Möglichkeiten:
1. Profimaschinen mieten/leihen
2. günstige Heimwerkermaschinen kaufen

Zu empfehlen ist natürlich die Ausleihe von Profimaschinen. . Dagegen spricht, dass die Arbeiten zügig von statten gehen müssen, da jeder Leihtag Geld kostet.
Entscheidet man sich aber für Heimwerker-Geräte wird man zuerst von den Ergebnissen enttäuscht sein.
Man muss seine Arbeitsweise umstellen um ein (annähernd) ähnliches Ergebnis erzielen zu können wie mit Profimaschinen.

Handkreissäge
Neben der Kapp-/Gehrungssäge eines der wichtigsten Werkzeuge beim „Heim-Möbelbau“.
Schon beim Kauf entscheidet man, wie gut die späteren Ergebnisse werden:
Geringe Drehzahl und/oder zu wenig Zähne am Sägeblatt = schlechtes Sägebild und ausgerissene Kanten.

Mit etwas Üben und Probieren kann man aber auch mit „langsamen“ Maschinen „vernünftig“ arbeiten.
Wenn man beschichtete „Pressspanplatten“ (oft bei günstigen Möbeln verwendet) bearbeiten will, sollte man sich ein „Übungsplatte“ nehmen und daran probieren.
Die Führungsgeschwindigkeit der Säge muss bedeutend langsamer sein als mit Profimaschinen.
Probiert an eurer Übungsplatte aus, bei welcher Führungsgeschwindigkeit eure „Billigsäge“ ein vernünftiges Schnittbild ohne abgerissene Kanten ergibt. Mit normalem Tempo anfangen und dann immer langsamer werden.
Der Stichsägentrick (Klebeband, damit Beschichtung nicht absplittert) hilft hier übrigens nicht.

Wenn ihr eine Säge mit „Laserführung“ ergattert habt, kontrolliert bei den Übungsschnitten, ob die Führung auch korrekt eingestellt ist. Notfall nach Anleitung nachjustieren.
Das gleiche gilt auch für den Seitenanschlag/Seitenführung. Notfalls eigene Markierung für korrekte Einstellung anbringen.

Kapp-/Gehrungssäge
Wie bei der Handkreissäge sind auch hier die gleichen Probleme vorhanden. Die Lösung ist ähnlich: Sehr langsam arbeiten/senken.

Stichsäge
Vorausgesetzt dass Sägeblatt und Geschwindigkeit vorher dem Material angepasst wurden, gibt es auch hier Unterschiede zu Profimaschinen.
Man braucht bedeutend länger um den Schnitt fertig zu stellen.

Tischkreissäge
Hierbei gilt vor allem: Nur die vorhandenen Materialführungshilfen benutzen. Nie „freihändig“ arbeiten.
Schon wenn man das Werkstück nur leicht verkantet kann man es nicht mehr halten. Es wird unkontrollierbar in die Säge hineingerissen... inklusive allem was da noch dranhängt (Finger,Hand,Arm).
Versucht nicht, es trotzdem zu halten. Ihr habt keine Chance. Das Sägeblatt ist schneller.

Wichtige Sicherheitshinweise:
1 – Lärm
Der Lärmpegel aller elektrischer Sägen liegt im Gehör schädigendem Bereich. Die Anschaffung eines Gehörschutzes (ca. 15€) ist ein MUSS.

2 – Augenschutz
Eine Schutzbrille ist zwar nicht für alle Sägen vorgeschrieben, sie wird jedoch empfohlen.
Sie schützt nicht nur vor abgerissenen Spänen, sondern auch vor dem Sägemehl im Auge.
Das gilt auch für Brillenträger.

3 – Handschuhe ?
Sie können eventuell schützen. Die Chance, dass man mit Handschuhen ans Sägeblatt kommt, sich der Handschuh dann verfängt und die Hand ins laufende Blatt gezogen wird, ist jedoch sehr groß.
Wenn Handschuhe, dann nur um die Griffsicherheit zu erhöhen (dünne Stoffhandschuhe mit Gumminoppen).
Im schlimmsten Fall reißt der Handschuh zwar ein, ist aber nicht stark genug um die Hand ins Sägeblatt zu ziehen.... außerdem schwitzt man in diesen speziellen Handschuhen auch nicht und man kann sie in der normalen Wäsche waschen (für Reinliche)

3 – Arbeiten mit Sägen
Finger weg vom Sägeblatt solange es sich bewegt !
Haltet einen Mindestabstand, der so groß ist, dass auch ein Ausrutscher nicht zu Verletzungen führen kann. Spannt das Werkstück möglichst ein oder befestigt es mit Schraubzwingen. Führt die Säge mit beiden Händen (Was auf der Säge ist kann nicht abgeschnitten werden)
So mancher Schreinermeister hebt die ganze Hand um 2 Bier zu bestellen * scherz *
Wenn schon Profis Finger verlieren.. um wie viel höher ist wohl die Chance, dass ein Laie sich selbst Gliedmaßen abtrennt...?

4 – Wartung und Elektrik
Wenn ihr ein Sägeblatt wechseln müsst, geht auf „Nummer Sicher“:
Zieht vorher den Stecker aus der Steckdose. Während des Hantierens mit der Säge kann man schnell irrtümlich an den Einschalter kommen.

Wenn ihr irrtümlich ein Stromkabel angeschnitten habt, benutzt die Säge nicht mehr weiter.
Flickschusterei mit Isolierband kann tödlich sein !!!
Entweder das komplette Kabel austauschen, Maschine zur Reparatur bringen oder Maschine entsorgen.

Sägeblatt schärfen/wechseln
Wenn mit der Zeit der Schnitt unsauber wird. kann es einfach daran liegen, dass das Blatt sich zugesetzt hat oder stumpf geworden ist.
Sägeblatt herausnehmen und reinigen. Wenn danach keine Verbesserung zu sehen ist, ist das Blatt stumpf.
Bei Hand- und Tischkreissägen kann man das Blatt in der Regel nachschärfen. Hat man jedoch keine Ahnung oder keine Anleitung, so sollte man zu einem Fachbetrieb gehen oder ein neues Blatt einsetzen.

5 – Was tun, wenn etwas „Ungewöhnliches“ beim Sägen passiert ?
Sofort weg von der Säge ! Alles loslassen !
Handkreissägen und Stichsägen schalten sich selbst ab sobald man loslässt.
Selbst wenn die Säge herunterfällt klappt der Sägeschutz vor die Handkreissäge. Es kann dir selbst also nichts mehr passieren.
Besser die Säge nimmt Schaden als du.

Kapp-/Gehrungssägen und Tischkreissägen laufen weiter.
Wenn ein Werkstück unkontrollierbar in die Säge gezogen wurde, lass es los und geht einige Meter zurück.
Die Holzstücke werden durch die Gegend fliegen, eventuell auch das Sägeblatt verkanten.
Wenn du nicht sofort den Ausschalter betätigen konntest, geht zum Stecker und ziehe ihn ab.
Gehe erst wieder in die Nähe der Säge wenn sie völlig still steht.

6 – Was tun, wenn doch mal was „voll daneben geht“ ?
a) SOFORT um Hilfe rufen.
Es gibt einen sogenannten anaphylaktischen Schock. Verfällt man in diesen, kann man sich nicht mehr selber helfen
b) Wunde erstversorgen und Notarzt verständigen
c) abgetrennte Gliedmaßen suchen und in einen Beutel mit Eis geben

Wenn man einen Verletzten findet gilt zusätzlich:
ZUERST Sicherungen raus wenn keine äußerliche Verletzung sofort zu sehen ist.
Es könnte ein Stromschlag vorliegen

Eigenschutz geht vor Hilfe !
Wenn der Helfer nicht mehr handlungsfähig ist, kann er dem Verletzten auch nicht mehr helfen.

Der Verletzte muss bis zum Eintreffen des Notarztes wach bleiben. Unterhalten, Fragen stellen und ablenken vom Unfall.

„Erste Hilfe“ kann ich nicht ?
DOCH das kannst du. Das Schlimmste was du machen kannst ist, nichts zu machen.

Erfahrungen gesammelt durch beruflichen und privaten Einsatz von diversen Sägearten.
Sicherheitsempfehlung zusammengestellt aus eigenen Erlebnissen und diversen Vorschriften.
„Erste Hlfe“-Tipps zusammengestellt aus Schulungen und Medienberichten (betr. abgetrennte Gliedmaßen)
Kein Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Garantie, dass alles ganz gen so passieren muss/kann.
Ergänzungen und Verbesserungen von „Holzprofis“ erwünscht.

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