Psychiatrie versus Freitod
stellt euch vor ihr leidet unter einen absoluten antriebslosigkeit. ihr könnt euch nicht mehr bewegen. keine nahrung zu euch nehmen. nicht mehr auf eure hygiene achten.
eure gedankenwelt besteht nur noch aus erinnerungen, die ihr nicht mehr einordnen könnt, wolken, das meer, ein klassenkamerad, sonnenstrahlen, ein maskenball, der mann, der euch mißbraucht hat, musik von john lennon, das rotkäppchen, die mutter, die nie mit dir gesprochen hat. vergangenheit, die eigentlich gegenwart ist, denn all dies ist jetzt im kopf vorhanden.
die realität ist so: du wirst zwangsernährt, vielleicht versucht man dich zu füttern, doch wenn es nicht klappt mit einer magensonde. man will dich waschen, doch du hast angst vor berührungen und du drehst durch. man gibt dir medikamente, damit du ruhig bist. und du trägst eine windelhose.
dein blick ist fast den ganzen tag lang an die decke über dir gerichtet.
wie würdet ihr wählen: psychiatrie oder freitod?
btw: ich poste diesen text in verschiedenen foren, selbstmordforen, politische, philosophische, religiöse, um ein möglichst großes spektrum an meinungen zu bekommen
RE: Psychiatrie versus Freitod
So wie es hier geschrieben steh, Freitod.
Die Entscheidung steht da doch schon, oder?
Es fehlen mir warum und wieso, es so kommen musste.
Erahnen kann ich es schon, aber mit Ahnungen kann man schon sehr schnell daneben liegen. Warum konnte es soweit kommen? Warum wurden die Fragen, wovon es sehr viele gibt, nicht schon früher gestellt.
Wo war die Familie oder die Freunde/in (hier ist nicht die Beziehung gemeint)?
Für mich Persönlich gibt es Deine Situation nicht, was nicht heissen soll, dass ich drüber stehe. Nenne es Glück, Zufall, egal wie Du es nennst, endweder haben meine Familie/Freunde/Umwelt den Mund aufgemacht oder ich.
Ne, ein Gewinner bin ich nicht, das ich diese schreiben kann.
Ich will auch nicht der sogenannte Gewinner sein.
Ich will nur nicht verlieren, meine Persönlichkeit, damit könnten die, die Schuld haben, gewinnen.
Es gibt nur keiner Grund zu sterben.
Meinen Grund zu leben, kennst Du schon!
Warum hast Du diese Frage gestellt?
Folgt noch mehr von Dir?
etc. etc.
StefanM
RE: Psychiatrie versus Freitod
Schon ziemlich krass, Deine Darstellung - wenn auch solch ein extremes Ausmaß nicht für jeden psychatrischen Patienten gilt, so kommt es leider doch vor. Zu Deiner Frage ob Psychiatrie oder Freitod möchte ich folgendes sagen:
So wie Du es geschildert hast, ist der erste Gedanke sicher der an den Freitod. Nur: Es ist ja nicht so einfach sich umzubringen und das ist auch gut so. Um sich das Leben zu nehmen bedarf es sowohl Mut, als auch vor allem den nötigen Antrieb und die Energie etwas zu machen. Und genau diese von Dir beschriebene Antriebslosigkeit führt dann vielleicht dazu, das sogar der Selbstmord "zuviel Verlangt" ist und derjenige an seine Grenzen stösst.
Noch wichtiger finde ich zu sagen, das die Zeit in der Psychiatrie mit Beruhigungsmitteln, Windeln und an die Decke starren.... nicht der Normalfall sind und wenn es soweit gekommen ist, kein Dauerzustand. Nach der akuten Phase geht es vor allem darum eine Therapie zu machen, um wieder zu LEBEN!!! Die Vergangenheit wird niemand vergessen, aber damit umzugehen und in eine bessere Zukunft zu blicken, kann man durchaus erreichen, so das meine Entscheidung klar zugunsten des Lebens geht.
RE: Psychiatrie versus Freitod
hallo StefanM!
danke für deine antwort!
>Es fehlen mir warum und wieso, es so kommen musste.
Erahnen kann ich es schon, aber mit Ahnungen kann man schon sehr schnell daneben liegen. Warum konnte es soweit kommen? Warum wurden die Fragen, wovon es sehr viele gibt, nicht schon früher gestellt....Wo war die Familie oder die Freunde/in (hier ist nicht die Beziehung gemeint)?
nun, darüber könnte ich einen roman schreiben. aber in stichworten: eine bösartige mutter, scheidungskind, die wegschauende fürsorge, inkompetente lehrer, inkompetete psychologen, etc. etc. wenn dich das etwas interessiert auf meiner kleinen homepage gibt's ein bißchen über mein seelenleben zu erfahren.
>Ich will nur nicht verlieren, meine Persönlichkeit, damit könnten die, die Schuld haben, gewinnen.
das ist einer der gründe, warum ich noch am leben bin: ich will meine mutter nicht gewinnen lassen
>Warum hast Du diese Frage gestellt?
ich will wissen wie die gesellschaft über den freitod denkt
>Folgt noch mehr von Dir?
vermutlich nicht. hängt von meinem gesundheitszustand ab. obwohl ich noch ein paar fragen hätte.
liebe grüße, uwe
RE: Psychiatrie versus Freitod
hallo boh ne!
>Noch wichtiger finde ich zu sagen, das die Zeit in der Psychiatrie mit Beruhigungsmitteln, Windeln und an die Decke starren.... nicht der Normalfall sind und wenn es soweit gekommen ist, kein Dauerzustand. Nach der akuten Phase geht es vor allem darum eine Therapie zu machen, um wieder zu LEBEN!!!
mein ausgangsposting ist eine projektion in meine (wahrscheinlich sehr nahe liegende) zukunft. noch kämpfe ich und ich kämpfe schon seit 38 jahren ums überleben. aber ich werde schön langsam müde. und vieles des oben beschriebenen trifft bereits auf mich zu. ich bin glücklicherweise noch vor einem monat der psychiatrie entkommen noch bevor die feststellen konnten, daß ich keine nahrung mehr zu mir nehme. mittlerweile habe ich mir wieder einen kampfplan aufgestellt, aber ohne hilfe sieht es nicht gut aus.
und ja, ich habe eine unheilbare psychische krankheit.
um auf deinen vorschlag therapie zu machen einzugehen. die antwort, des in wien zuständigen OA für persönlichkeitsstörungen lautete: "personen, bei denen keine aussicht auf besserung besteht nehmen wir hier nicht auf."
liebe grüße, uwe
RE: Psychiatrie versus Freitod
Hallo Uwe,
zunächst mal möchte ich Dir sagen, das ich es einen grossen Schritt von Dir finde Dich hierher zu wenden, da ich denke, das Du Dir hier auch vielleicht ein Stück Hilfe erhoffst und es sicherlich auch anonym schwer ist sich zu öffnen.
Zu Eurem Oberarzt kann ich nur sagen, er hätte nicht Psychiater werden sollen. Es gibt in der Psychiatrie nun mal genauso chronische Erkrankungen wie in der somatischen(körperlichen) Medizin und eben bessere und schlechtere Phasen. Und ich halte es für selbstverständlich das in schlechten Phasen behandelt wird, egal um welches Krankheitsbild es sich handelt. Ich denke, das es auch in Wien Therapeuten gibt die denken wie ich und nicht wie der OA bei dem Du warst.
Schade finde ich Deinen Satz, das Du der Psychiatrie entkommen konntest bevor die bemerken, das Du nichts mehr isst. Die Psychiatrie ist dazu da ihren Patienten zu helfen und nicht um ihnen den "Rest" zu geben. Klar ist das Gemeinbild in der Bevölkerung häufig ein anderes(leider), aber glaube mir sicher das nicht alle Patienten in Windeln etc. im Bett liegen und an die Decke starren.
Ich würde gerne von Dir wissen ob Du bereits in der Psychiatrie (früher) warst?!
Auf alle Fälle lass Dir bitte helfen, es gibt immer jemanden, der dazu bereit ist und höre nicht auf zu kämpfen. Wie auch immer Dein Plan aussieht, bitte lass Dich professionell unterstützen.
Viele Grüsse, Boh ne
RE: Psychiatrie versus Freitod
Hallo noch einmal,
mittlerweile habe ich Deine sehr beeindruckende Homepage besucht und für mich schon einige Fragen beantwortet bekommen.
Trtzdem bleibe ich dabei, daß Du fachliche Hilfe erhalten solltest.
Aber vermutlich weisst Du das selber besser als ich. Schade ist, das Dein Tagebuch im letzten Sommer endet. Ich denke es ging Dir entsprechend schlecht?
Okay, Deine ursprüngliche Frage war ja zu erfahren wie die allgemeine Bevölkerung über den Freitod denkt. Einiges habe ich ja in meinem ersten Posting dazu gesagt und ich bleibe dabei das es für mich nur sehr wenig Gründe gibt sich gegen das Leben zu entscheiden.
Viele Grüsse, Boh ne
RE: Psychiatrie versus Freitod
Zitat:
Original von Helmut Uwe Steiger
stellt euch vor ihr leidet unter einen absoluten antriebslosigkeit. ihr könnt euch nicht mehr bewegen. keine nahrung zu euch nehmen. nicht mehr auf eure hygiene achten.
eure gedankenwelt besteht nur noch aus erinnerungen, die ihr nicht mehr einordnen könnt, wolken, das meer, ein klassenkamerad, sonnenstrahlen, ein maskenball, der mann, der euch mißbraucht hat, musik von john lennon, das rotkäppchen, die mutter, die nie mit dir gesprochen hat. vergangenheit, die eigentlich gegenwart ist, denn all dies ist jetzt im kopf vorhanden.
die realität ist so: du wirst zwangsernährt, vielleicht versucht man dich zu füttern, doch wenn es nicht klappt mit einer magensonde. man will dich waschen, doch du hast angst vor berührungen und du drehst durch. man gibt dir medikamente, damit du ruhig bist. und du trägst eine windelhose.
dein blick ist fast den ganzen tag lang an die decke über dir gerichtet.
wie würdet ihr wählen: psychiatrie oder freitod?
Gott, gib die Kraft loszulassen
diese Welt mich - mich diese Welt.
Trage du mich in der Zeit meines gefesselt seins,
laß mich auf das Antliz Christi am Kreuz schauen als mein Bruder im gefesselten Leid.
Gemeinsam mit ihm rufe ich meine Verlassenheit zu dir.
Durch ihn wirst du mich hören.
Erlöse mich aus meiner Gebundenheit, nimm mir die Angst,
webe um mich den Nebel deines Schutzes
und lasse mich aus diesem Leben los, wenn es an der Zeit ist.
Meinen Weg bin ich mit eigenen Füßen zuende gegangen.
Nun wirst du mich tragen müssen.
Den Kelch des Leides trinke ich und sehne mich nach dem des Todes.
Doch dein Wille geschehe, nicht meiner.
amen
RE: Psychiatrie versus Freitod
ich antworte jetzt einfach darauf, ohne mir vorher die anderen Beiträge durchzulesen:
Die Antwort auf diese Frage muss natürlich wie immer jeder für sich selbst finden, doch auf jeden Fall kommt es auf die Umstände an, sprich, habe ich noch Familie, oder jemanden, von dem ich wüsste, dass es für sie/ihn schwierig würde, wenn ich tot wäre, habe ich noch Hoffnung auf Heilung und möchte ich es wenigstens noch versuchen?
In diesem Fall hat man offensichtlich ziemlich schlechte Karten. Ich würde mic jetzt, so wie ich mir den Rest einfach mal dazu denke, für den Tod entscheiden. Vom Freitod kann man wohl kaum noch reden, da man selbst nicht mehr gebacken bekommt. Man kann höchstens hoffen, dass jemand einem diese Entscheidung abnimmt.
Ich wünsche wirklich niemandem so etwas durchmachen zu müssen!!!!
mfG macone