Schule jetzt abbrechen, im neuen Schuljahr woanders fortsetzen

Hallo zusammen,

ich bin 18 Jahre alt und besuche derzeit den 12. Jahrgang eines Gymnasiums.
Ich bin seit der 5. Klasse auf dieser Schule, habe mich jetzt jedoch etschlossen, mein Abitur auf einer anderen Schule zu machen. Denn seit ich in der Oberstufe bin, fühle ich mich dort nicht mehr wohl, was jetzt in der 12 seinen Höhepunkt erreicht hat. Ich glaube einfach nicht, dass in unter den Voraussetzungen, die dort für mich gegeben sind, mein Abitur erfolgreich zu erlangen, was mir sehr wichtig ist.
Aufgrund des Zentralabiturs habe ich starke Bedenken, in allen Fächern gut vorbereitet zu werden. Mein Englisch-LK entspricht z.B. nicht im geringsten die Anforderungen eines Leistungskurses, ähnliches gilt für Chemie, mein 4. Abifach. Auch wenn es naürlich Ausnahmen gibt, insgesamt ist der Unterricht dort nicht eines 12. Jahrgangs entsprechend.
Schriftlich bin ich gut, mache im Unterricht aber zu wenig, weil ich den Glauben an diese Schule verloren habe und dort einfach keine Perspektive mehr sehe. Auch wegen persönlichen Problemen mit ehemals sehr guten Freunden. Mit denen hatte ich seit den Sommerferien immer wieder neue Streitereien, was mich sehr belastet. Mittlerweile ist alles komplett zerbrochen und ich weiß nicht wie ich die Zeit in gemeinsamen Kursen überstehen soll, weil mich dieses Thema nicht loslässt.
Aus diesen Gründen quäle ich mich jeden Tag total unmotiviert in diese Schule. Aber versteht mich nicht falsch! ich möchte weiterhin mein Abi machen, ein gutes Abi, damit ich studieren kann. Ich habe schon noch ehrgeizige Ziele. Ich habe jedoch Angst diese Ziele nicht erreichen zu können, weil die derzeitigen Voraussetzungen aus meiner Sicht nicht dafür sprechen.

Ich möchte mich also zum Halbjahr von meiner jetzigen Schule abmelden und im Sommer nach Köln ziehen, um dort einen Neuanfang zu starten, da ich mich auch in meiner Heimat (kleines Kaff) nie richtig wohl gefühlt habe. So kam alles zusammen, weshalb ich mich für einen kompletten Neubeginn entschieden habe. Ich würde ganz bestimmt auch von meinen Eltern finanzielle Unterstützung bekommen, möchte jetzt aber selbst noch Geld verdienen, was ich sowieso schon mache, um den Umzug zu erleichtern. Ich bin ohnehin jemand, der gerne selbsttändig und weitgehend unabhängig sein möchte, weshalb mir ein neues Dasein in Köln sicherlich zu Gute kommen würde. Außerdem möchte ich in diesem halben Jahr natürlich etwas Abstand gewinnen, um im nächsten Schuljahr auf einer anderen Schule wieder neu anzugreifen. Die 12. Klasse müsste ich selbstverständlich wiederholen.
Was haltet Ihr von diesen Plänen und ist das so machbar?

Du hast Dir das ziemlich gut überlegt, und wenn nicht irgendwelche bundesstaatlichen Verordnungen dazwischen schiessen, sehe ich eigentlich keine Gründe, warum es nicht klappen sollte.

Um eventuell Hürden herauszufinden solltest Du Dich zuerst an Dein zuständiges Schulamt wenden und Voraussetzungen oder Bestimmungen zum Schulwechsel erfragen.
Dann musst Du dich sowieso irgendwann mit Deiner Schulleitung auseinander setzen und den Wechsel ankündigen bzw. begründen - da kannst Du auch im Vorfeld anfragen, wie das von statten gehen kann. Eventuell ist das Sekretariat da eine Anlaufstelle.
Ausserdem solltest Du auch Deine "Zielschule" anfragen, es gibt Fälle in denen eine Art Empfehlungsschreiben des Klassenlehrers verlangt wird (selbst wenn Du von Dir aus die 12. wiederholen willst), oder in der vorbereitende Gespräche notwendig sind.

Außerdem musst Du herausfinden, ob Du alleine nach Köln ziehen kannst - eventuell bist Du schon volljährig, aber noch nicht voll geschäftsfähig (bei Mietverträgen etc. wichtig). Ich weiss in dem Fall auch nicht, ob Du dann schon Deinen Wohnsitz ummelden musst - aber auch da sollte das Schulamt Auskunft geben können.

Danke für den Hinweis! Ich habe mich auch gleich mal bei meiner zuständigen Bezirksregierung erkundigt (Schulamt ist nicht dafür zuständig) und festgestellt, dass es bei uns in NRW die Regelung gibt, dass man das Schuljahr, in dem man volljährig geworden ist, beenden muss. Es sei denn man macht ein soziales Jahr (in meinem Fall also ein Halbjahr). Die Möglichkeit ist sicherlich sehr interessant! Das kann ein Praktikum oder eine soziale Arbeit sein, hauptsache es ist etwas vernünftiges, bei dem man etwas lernt. Also den ganzen Tag irgendwo an der Kasse sitzen kommt nicht so gut an.
Ich bin jedenfalls froh zu wissen, dass es diese Möglichkeit gibt und mir von der Seite aus keine Steine in den Weg gelegt werden. Ich denke das ist auch etwas, was meinen Eltern gefallen würde, da sie im Moment noch wenig Verständnis dafür zeigen.
Ich habe allerdings überhaupt keine Erfahrungen mit so etwas. Was wäre denn eurer Meinung nach eine gute Anlaufstelle?
Dieser Aspekt des sozialen Jahres würde mir doch auch sicherlich bei der Suche einer Praktikumsstelle o.ä. zu Gute kommen, oder? Ich meine, es kann doch nicht sein, dass ich nichts finde, wenn es um ein soziales Jahr bzw. "Halbjahr" geht.
Wie in meinem ersten Beitrag bereits geschrieben, möchte ich ja in diesem halben Jahr auch ein wenig Geld verdienen, um den Umzug, den es dann hoffentlich noch geben wird, zu erleichtern. Auch wenn das natürlich nicht das Hauptanliegen eines sozialen Jahres ist, aber man wird doch bestimmt etwas Geld bekommen, oder? Schließlich müsste ich dann auch meine bisherige Nebentätigkeit etwas einschränken. Also etwas Geld sollte ich dann schon verdienen. Aber daran solls nicht scheitern!
Ich hoffe, ihr könnt mich darüber etwas informieren.

Da ich mal vermute, das Du die Wikipedia-Seite zum FSJ schon studiert und Dir auch die Webseiten von pro-fsj.de, ziviausland.de und fsjkultur.de angesehen hast, beschränke ich mal lieber auf persönliche Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis:

Eine Freundin von mir hat zusammen mit einer koreanischen Hilfsorganisation ein halbes Jahr lang in Indonesien an einem Kinderhilfsprojekt (Tsunami-Waisen) gearbeitet. Den Flug musste sie selbst bezahlen, hatte aber kostenlose Unterkunft und Verpflegung vor Ort. Geld hat sie dabei keins zusätzlich verdient, aber ihr Englisch stark verbessert, passables Indonesisch gelernt, eine Menge praktischer Erfahrungen mitgenommen und sehr viel Selbstbewusstsein und Charakter gewonnen. Natürlich war das auch eine irre Plackerei, aber in einem sehr guten Team, in einem wunderschönen Land und mit unersetzlichen Erfahrungen.

Bei all den Vorteilen, die so eine freiwillige Auszeit haben kann, will ich aber auch die möglichen Nachteile nicht unerwähnt lassen:
- Das FSJ ersetzt erst nach 11 Monaten den Zivildienst, und die ersten beiden Monate werden nicht angerechnet. Das käme also nach der Schule noch auf Dich zu und würde Dich wieder für 5 Monate ausbremsen (bei 6 Monaten FSJ minus zwei).
- Die Motivation nach so einer Zeit wieder zur Schule zu gehen muss erst mal da sein. Immerhin hattest Du 6 Monate lang Geld, Verantwortung, Praxis, und einen hoffentlich auch persönlich weiterführenden Job - und dann wieder die Schulbank drücken?
- Zudem verlierst Du Zeit. Auch wenn Du das Halbjahr teilweise auf den Zivildienst anrechnen kannst, entsteht eine Lücke in Deinem Lebenslauf, und eventuell wirst Du zu früh oder zu spät für die Einschreibung in deinem gewünschten Studienfach fertig - wieder eine Lücke. Später musst Du diese Lücken immer erklären und eine wirklich gute Beschäftigung finden, die Dich für einen Arbeitgeber interessanter macht als jemanden der sein Abi in einem Rutsch durchgezogen hat.