Traumafolgen

Hi,
habe eben über die Auswirkungen von Traumata auf das Leben gelesen. Dort stand, dass viele Traumatisierte in ihrem Umfeld in einer Rolle drinstecken aus der sie nicht rauskommen und sich dadurch unverstanden fühlen.
Kennt ihr das? Habt ihr das auch?
Ich wurde in meiner Kindheit von meinem Vater missbraucht und bin schon seit 10 Jahren in Therapie. Ich bin in eine Großstadt gezogen, weit weg von meinem "Kindheitsort". Auf meiner Arbeit und im Bekanntenkreis bin ich "die liebe, kleine Lara". Wurde schon häufiger gefragt, ob ich auf einer Waldorfschule gewesen bin. Wie schlecht es mir oft geht, würde niemand vermuten.
Merkwürdig, dass man in solch einer Rolle steckt, oder? Bin etwas irritiert, denn statt "heiler Welt" hat das Gegenteil bei mir stattgefunden.
Liebe Grüße,
Lara

Hallo Lara,

sich so eine Rolle zuzulegen ist eigentlich ganz natürlich - man will ja nicht jedem mit seinen Sorgen durch die Tür fallen; und gerade wenn es um Themen geht, bei denen man das absolute Vertrauen zu Freunden braucht, ist man oft nach außen hin etwas vorsichtiger und reservierter. Daher weiß ich nicht, wie sehr Du Dein Leben als "Rolle" siehst. Wenn es erst nach dem Lesen des Artikels über Traumata aufgefallen ist, kann es sich doch vorher nicht so fremd angefühlt haben, oder?

Übrigens ist dieses Selbstdiagnostizieren auch so eine Angewohnheit bei langanhaltenden Problemen wie Depressionen und Traumata - man will endlich wissen welchen Hebel man umlegen muß damit alles besser wird. So eine Idee das man sich dann hinter einer Fassade versteckt und deswegen der Rest der Menschheit keine Ahnung hat ist dann so ein scheinbarer Hebel - aber ein gefährlicher. Ich würde Dir vorschlagen, mit Deinem Therapeuten zu reden, wie er/sie das sieht - jetzt einfach mal ein "Coming Out" zu veranstalten und allen Leuten zu erzählen wie schlecht es Dir geht verwirrt die Leute noch mehr - und dann verstehen sie Dich eher noch weniger.

Beste Grüße, Mas