Wenn ausgerechnet BILD, das Blatt, das "uns" kollektiv schon zum Papst beförderte, mit der Frage "Nehmen wir zu viel Rücksicht auf den Islam?" aufmacht, liegt die Antwort eigentlich nahe: Nein. Denn mit dem "Wir sind Papst"-Titel - was übrigens ein wenig langweilt, wenn jeder es ist - wurden "wir" doch ohnehin schon zwangsbekehrt im Sinne des katholischen Aberglaubens, sind also für die Umma, die Einheit aller Anhänger des Propheten Mohammed, verloren. Dennoch muß, so scheint's, die doch nur rhetorisch gemeinte Frage des Massenblatts mit einem Ja beantwortet werden.
Während einerseits nämlich sicherheitsfanatische Politiker wenigstens noch auf - oft allerdings wirkungslosen - artikulierten Widerstand stoßen, wenn sie Bürgerrechte, die das Individuum ja gerade vor einem allzu aufdringlichen Staat schützen sollen, einschränken oder gar aussetzen wollen, weil zuletzt zwei nach offenbar lausigen Anleitungen aus dem Internet gebastelte "Kofferbomben" nicht detonierten, haben "wir" vor einer anderen Bedrohung "unserer" Rechte als Bürger mehrheitlich offenbar schon kapituliert, vielleicht aus tatsächlicher Angst oder auch nur aus Bequemlichkeit, um in Ruhe gelassen zu werden.
In Berlin wird ein langweiliges Theaterstück abgesetzt, weil Kirsten Harms, die Chefin der Deutschen Oper, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter und Gäste fürchtet, fürchten muß, worauf Politiker aller Couleur zwar sich entrüstet zeigten, um mit dem Vorwurf, die Intendantin habe in vorauseilendem Gehorsam gegenüber sich möglicherweise zu Gewalttaten animiert fühlenden Anhängern des Islam gehandelt, aber doch nur wieder vom eigenen Versagen abzulenken. Für das 'Klima' in der Gesellschaft ist nämlich nicht eine Theaterchefin verantwortlich, sondern sehr wohl die Politik.
Und die unternimmt nur theoretisch alles, also praktisch nichts, um das Problem, das der politische Islam mit seinem Anspruch, die deutsche oder europäische Politik zu beeinflussen, darstellt, auch nur ansatzweise zu lösen. Wolfgang Schäuble, der für die innere Sicherheit zuständige Minister, lud just zu einer "Islam-Konferenz" getauften Veranstaltung, als Kirsten Harms ihre Furcht öffentlich machte. Und um nur ja niemanden zu verärgern, verzichtete Wolfgang Schäuble konsequent darauf, anerkannte Islam-Kenner und -kritiker wie etwa Bassam Tibi mit zum Gespräch zu bitten.
Der verläßt Deutschland, kapituliert vor den deutschen Zuständen. "Auf Dauer fühle ich mich fremd in diesem Land und werde entsprechend behandelt. Ich wandere aus, weil ich dieses Fremdsein nach 44 Jahren nicht mehr ertrage. [..] Ich habe es satt, ein 'Syrer mit deutschem Pass' zu sein, der seinem miesepetrigen Gastvolk dafür danken soll, dass ihm die Erfüllung des 'deutschen Bürgertraums' (laut 'Zeit'-Artikel) gewährt wurde." Dabei gehört gerade er zu den wirklich wertvollen Menschen, die in Deutschland eine Heimat suchen, nach Integration im Wortsinn streben und zugleich eine Bereicherung sein wollen.
Doch als "Syrer mit deutschem Pass" machte ihm das "miesepetrige Gastvolk" eben immer wieder klar, daß er ein Fremder bleiben würde. Und gerade weil er sich wahrlich mühte, genau diesen Zustand zu überwinden, reizte und (ver-)störte er besonders jene Vertreter des "Gastvolks", die den Begriff Multi-Kulti prägten und erwarten, daß sich Angehörige fremder Kulturen auch in Deutschland als solche eben nicht integrieren, sondern ihre "kulturelle Identität" wahren. Wer aus diesem Ghetto ausbricht, der Gastgeber 'Toleranz' mithin enttäuscht, weil er nicht mehr Exot sein will, ist unwillkommen.
Bassam Tibi brachte es dennoch weit, sein Fortgang in die USA ist daher ein umso schmerzlicherer Verlust, weil er anschaulich belegt, daß Deutschland nicht unbedingt ein Problem mit Fremdenfeindlichkeit hat, sondern mit einer Fremdenfreundlichkeit, die erstere schafft, indem sie an der Entstehung von Parallelgesellschaften mit all ihren Begleiterscheinungen entscheidenden Anteil hat - lassen in Berlin "Vertrauenslehrer" Töchter türkischer Eltern im Stich, indem sie nicht sich einsetzen dafür, daß das Mädchen am Sportunterricht teilnimmt oder an der Klassenfahrt, zwingt es ins Ghettodasein.
Das islamische Ghetto ist dabei gekennzeichnet von drei wesentlichen Merkmalen, welche die aus Somalia stammende Ayaan Hirsi Ali, die es ebenfalls vorzieht, Europa mit dem Ziel USA zu verlassen, so beschreibt: "Als allererstes eine hierarchisch-autoritäre Einstellung. Als zweites eine patriarchalische Familienstruktur, in welcher die Frau eine reproduktive Funktion hat und dem Mann zum Gehorsam verpflichtet ist. Tut sie es nicht, macht sie der Familie Schande. Ein drittes Element ist das gruppengebundene Denken, in dem die Gruppe immer wichtiger ist als das Individuum".
Nach der Erhaltung dieser Zustände strebten Multi-Kulti-Verfechter nur allzu lang, nach der Erhaltung einer "Identität", die keine ist, und sorgten damit dafür, daß heute jene, die sie so zu schützen vorgaben, ganz selbstverständlich ihr vermeintliches Recht auch mit Gewalt durchzusetzen trachten. Werden Schülerinnen beschimpft als "Huren", wird die Schwester auf offener Straße vom Bruder abgeknallt, weil sie der Familie "Ehre" verletzte, so sind das auch Folgen jenes als Toleranz camouflierten fatalen Zurückweichens vor dem Islam, das der als Einladung betrachtet, die bürgerliche Gesellschaft nach seinem Wunsch umzuformen. Bisher ist er dabei leider sehr erfolgreich.
MfG
tw_24