Für euch zum Nachdenken und darüber reden.

Sie sieht mich an mit leeren Augen. Das Rasiermesser hält sie zitternd an ihr Handgelenk, bereit für den nächsten Schnitt, bereit für die nächste Narbe. Sie hatte sich geschworen diese Stelle zu verschonen, doch nun muß sie es tun. Das Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit, sie muß es los werden. Sie muß sehen und spüren, dass sie noch lebt. Fassungslos wendet sie ihr Gesicht von mir ab und schaut auf ihr dünnes Handgelenk. Nein, sie will es nicht, doch ihr bleibt keine andere Wahl, denn ihren gesamten Körper hat sie nun schon geschmückt. Es blieb nur diese letzte Stelle, die heilige Stelle. Die Klinge fühlt sich angenehm kühl auf der zarten Haut an. Das Blau der Ader grinst sie herausfordernd an. Sie muß das Blut sehen und wie es unaufhaltsam aus ihr herausquillt. Sie muß das Messer fühlen und wie es sich langsam in ihr Fleisch gräbt. Aber diese Stelle ist heilig, schießt es ihr wieder durch den schmerzenden Kopf. Tränen finden den Weg über ihre Wangen. Ich sehe, wie sich die Schminke auf ihrem hübschen Gesicht verteilt und ihre Augenränder schwarz färbt. Zitternd läßt sie die Klinge fallen. Sie hat es nicht fertiggebracht. Nun fühlt sie sich noch hilfloser und leerer als zuvor. Sie hat wieder versagt. Dafür haßt sie sich selbst. Wütend sieht sie mich an und schlägt mir ins Gesicht.
Der Spiegel zerbricht und Blut tropfte auf die Scherben.
Blut.
Es ist mein Blut, welches den kaputten Spiegel färbt.
Es ist mein Blut - ich lebe noch.