Vor ungefähr einem Jahr kaufte ich von einem Bekannten ein gebrauchtes S45. Nun sollte es an der Zeit sein, darüber einen einigermaßen objektiven Testbericht verfassen zu können.
1. Allgemeines
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Das S45 stammt aus dem Hause Siemens und wurde mittlerweile vom S45i abgelöst, welches sich im Funktionsumfang allerdings nur minimal unterscheidet (E-Mail-Client, neues Spiel, diverse Fehlerbehebungen).
1.1 Handyübersicht S45-Serie:
S45 (silber)
S45 step2 (blau)
S45i (champagner, titan, schwarz)
2. Preise
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Das Gerät habe ich gebraucht für € 150,- gekauft,
ein gut erhaltenes Gebrauchtgerät kann zwischen € 150,- und € 200,- kosten.
Neupreis ohne Vertrag: € 250,- bis € 300,-
und mit Vertrag: € 1,- bis € 30,-
Da Siemens kürzlich das S45i herausgebracht hat, wird das S45 sowohl neu als auch gebraucht billiger zu kriegen sein als noch vor ein paar Monaten. Preisvergleiche lohnen sich auf jeden Fall!
3. technische Merkmale (Herstellerangaben)
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- Dualband (GSM900/GSM1800)
- eingebautes Daten- und Faxmodem
- Datentransfer per GPRS
- Infrarotschnittstelle
- Lithium-Ionen-Akku (Kapazität 840 mAh)
- Standby-Zeit maximal 300 Stunden, Sprechzeit maximal 15 Stunden
Nutzungsdauer (eigene Erfahrungen): 4-5 Tage (Nutzung pro Tag: 5 Minuten telefonieren, 5 SMS)
- Ladezeit ca. 2 Stunden
- Display: 7zeilig, Farbe: Bernstein
- Abmessungen (LxBxH) 109 x 46 x 20 mm
- Gewicht: 93g
4. Lieferumfang
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- S45
- Akku (840mAh LiIon)
- Datenkabel
- Software-CD
- Bedienungsanleitung
- Netzteil
5. Design
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Das Design des S45 hat mich auf den ersten Blick begeistert. Es sieht so aus, als hätte man ein "erwachsenes" S35 in der Hand. Siemens hat ein bewährtes Handy weiterentwickelt und zeigt das auch äußerlich.
5.1 Form
Die Form des Telefons ist etwas rundlich gehalten, trotzdem - oder grade deshalb - liegt es sehr gut in der Hand. Die Größe ist ideal, getreu nach dem Motto "kleiner sollte es wirklich nicht sein". Das Gewicht ist mit 93g so gering, dass man das Handy in der Hosentasche fast gar nicht mehr wahrnimmt. Bei den ersten Telefonaten wird man denken, ein Spielzeughandy am Ohr zu halten.
5.2 Farbe
Die Farbe (silber) ist zeitgemäß und wirkt im Zusammenspiel mit der bernsteinfarbenen Beleuchtung (Tasten und Display) sehr edel.
5.3 Tasten
Mit den Tasten komme ich grade so zurecht. Personen mit überdurchschnittlich großen Fingern werden bei der Bedienung allerdings Probleme haben, da die Tasten sehr klein und/oder sehr nah beieinander liegen.
5.4 Verarbeitung
Die Qualität des Handys ist auf den ersten Blick erstaunlich gut. Im Gegensatz zum S35 finden sich auch nach einem Jahr intensivster Benutzung keine Fussel oder Staubkörner im Gehäuse bzw. in den Rillen, obwohl ich das Handy tagtäglich in meiner Hosentasche trage.
Das Display ist besser verarbeitet als beim S35. Die berühmten Flecken bei bestimmer Lichteinstrahlung gibt es nicht mehr. Das Displayglas ist insgesamt kratzfester, aber immer noch anfällig.
In den letzten Wochen fiel mir auf, dass das Gehäuse an der Unterseite knarzt, eine typischer Siemens-Krankheit, die aus der Montageart des Gehäuses (gesteckt anstatt geschraubt) resultiert. Damit verbunden ist anscheinend, dass die Taste "0" nur noch teilweise funktioniert (nur noch bei starkem Druck).
6. Software
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Nicht jedes S45 gleicht dem anderen! Man sollte sich vor dem Kauf genauestens darüber informieren, welches S45 man denn kauft. Neben der Unterscheidung zwischen S45, S45 step2 und S45i sollte man noch auf die Softwareversion achten, die sich auf dem Handy befindet. Herausfinden kann der Besitzer dies mit der Eingabe der Kombination *#06# und einem Tastendruck auf "Info" (linker Softkey). Nun erscheint unter "Version" die Softwareversion. Sollte man das Gerät im Fachhandel kaufen, ist die Standard-Softwareversion 05 nicht akzeptabel. Verlangen Sie ein Gerät, welches mindestens über die Version 21 verfügt, da in dieser Version die meisten Fehler ausgebügelt sind. Noch besser sind die Versionen 23, 24 oder 26.
Bei Gebrauchtgeräten kann es natürlich schon mal vorkommen, dass sich auf dem Handy eine ältere Version befindet. In diesem Fall können Sie das Gerät bei einem Siemens-Updatepartner auf den neusten Stand bringen (die Siemens-Hotline hilft gerne weiter) oder die Software aus dem Internet updaten (die Version 21 liegt auf der Siemens-Homepage bereit).
Das Gerät sollte auf keinen Fall mit der Softwareversion 05 betrieben werden!
7. Funktionsmerkmale (nur eine kleine Auswahl)
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Die Hauptansicht des Displays ist so gestaltet, wie wohl bei allen anderen Siemens-Handys auch: Simpel, aber funktionell. In der Mitte sieht man den Namen des Netzbetreibers oder alternativ ein Betreiberlogo. Links oben befindet sich die Feldstärkeanzeige (4 Segmente), rechts oben der Akkuladestand.
Unten links/rechts befindet sich die Belegung für die 2 Softkey-Tasten. Über die rechte Taste gelangt man in das Hauptmenü, die linke Taste ist frei belegbar.
Über den Belegungen lassen sich optional auch Datum und Uhrzeit anzeigen.
Wem das zu langweilig ist, kann auch den Screensaver im Menü aktivieren. Dieser zeigt nach einer eingestellten Ruhezeit ein frei wählbares Bild oder eine Analoguhr mit der aktuellen Uhrzeit. Zusätzlich wird der Netzbetreiber angezeigt, daneben das SMS-Symbol, sobald eine neue Mitteilung eingegangen ist. Was mir persönlich im Bildschirmschoner fehlt, ist die Anzeige der Feldstärke und des Akkuladestandes. Ansonsten ist er recht nett anzusehen, ob diese Funktion auch einen Nutzen hat, ist allerdings zweifelhaft.
7.1 Menü
Das oft von Benutzern anderer Mobilfunkhersteller bemängelte Menü finde ich sehr übersichtlich gegliedert und gut gelungen. In 10 Unterpunkten kann man sich dank des Navi-Keys recht einfach durch die Funktionen klicken und alle notwendigen Einstellungen am Gerät vornehmen. Auch die (leider etwas allgemein gehaltene) Online-Hilfe ist immer verfügbar.
7.2 Kurzmitteilungen
SMS lassen sich mit dem S45 recht einfach tippen, sobald man sich erst einmal an die Tastenbelegung gewöhnt hat. T9 (automatische Worterkennung) ist natürlich eingebaut und kann auf Knopfdruck erklärt werden. Die Worterkennung ist lernfähig und arbeitet äußerst zuverlässig. Etwas schwierig ist der Umgang mit Sonderzeichen. Für einen Zeilenumbruch muss man sich sogar umständlich durch Menüs klicken. An dieser Stelle besteht eindeutig Verbesserungsbedarf.
Tipp: T9 kennt keine zusammengeschriebenen Hauptwörter! Wenn Sie also z.B. "Mittagessen" schreiben möchten, schreiben Sie zu Erst nur "Mittag", gehen dann mit dem Navi-Key eine Stelle nach rechts und hängen "essen" direkt an das vorige Wort. Es lohnt sich, mit T9 zu experimentieren, man kann auf diese Art viel Zeit sparen!
7.3 Ruflisten
In den Listen erhält man eine schnelle Übersicht über entgangene Anrufe, angenommene Anrufe und gewählte Nummern. Zusätzlich gibt es auch eine Kostenkontrolle, die vom Benutzer aber erst konfiguriert werden muss.
7.4 Adressbuch/Telefonbuch
Das Adressbuch ist ein Feature, dass mir bei vorigen Handys sehr gefehlt hat. Denn damit ist es möglich, neben einem Namen und einer Telefonnummer auch andere Angaben einer Person (Straße, Wohnort, E-Mail-Adresse, 3 weitere Telefonnummern) zu speichern. Das Handy kann bis zu 500 Adressen im internen Speicher verwalten. Zudem lassen sich die Einträge mit Outlook synchronisieren.
Das Telefonbuch existiert weiterhin auf der Sim-Karte. Über die Funktionalität getrennter Telefon- und Adressbücher lässt sich streiten. Ich habe alle Einträge auf der Sim-Karte in das Adressbuch exportiert, dazu gibt es eine spezielle Funktion. Das Sim-Telefonbuch benötige ich nun nicht mehr.
7.5 Organizer
Der Kalender zeigt eine Monatsansicht an. Durch diese Ansicht kann man navigieren (Tage, an denen Termine vorhanden sind, sind fett dargestellt), entweder in eine Wochen- oder eine Tagesansicht (Agenda).
Beim Erstellen eines neuen Termins bzw. einer Aufgabe gibt es diverse Einstellmöglichkeiten. Auch wiederholbare Termine sind möglich, ein Enddatum lässt sich ebenfalls setzen. Was leider nicht berücksichtigt wurde, ist die "Vorwarnzeit" bei Terminen. Das Gerät klingelt leider erst, wenn der eingetragene Termin bereits beginnt.
Alle Termine und Aufgaben lassen sich selbstverständlich mit Outlook synchronisieren.
Ein simpler Wecker gehört ebenfalls zum Funktionsumfang des Organizers, genau wie die Notiz-Funktion (bis zu 50 Zeichen).
7.6 Diktiergerät
Hier lässt sich relativ simpel eine kurze Audioaufnahme erzeugen. Je nachdem, wie viel Platz noch zur Verfügung ist, kann die Aufnahme bis zu zwei Minuten lang sein.
7.7 Sprachsteuerung
Für wichtige Funktionen oder Telefonnummern lässt sich hier eine Sprachsteuerung einrichten. Um den gewünschten Eintrag aufzurufen, muss man dann nur noch die Taste an der linken Gehäuseseite drücken und den gewünschten Befehl in das Mikrofon sprechen. Wird der Befehl erkannt, wird die vorher festgelegte Funktion ausgeführt.
7.8 Spiele
Bei der Version 21 (siehe oben) gehören die Spiele "BattleMail", "StackAttack" und "BallonShooter" zum Funktionsumfang.
"BattleMail" ist ein Spiel, welches sich nach einer Online-Registrierung per SMS spielen lässt. Diese Variante ist natürlich etwas kostspielig, daher kann man auch im Trainingsmodus gegen einen virtuellen Gegner zocken.
Bei "StackAttack" schlüpft man in die Rolle eines Lagerarbeiters, der herunterfallende Kisten sortieren muss. Ordnet man die Kisten so, dass eine volle Reihe entsteht, fallen diese Kisten weg und man bekommt Punkte. Ein Hauch von Tetris...
"Ballon Shooter" ist ein sehr simples Spiel, bei dem man mit einem Fadenkreuz auf vorbeifliegende Ballons schießen muss.
7.9 FlexMemory
Das Herz sämtlicher Daten auf dem Handy. Hier kann man auf 348KB Daten anlegen, kopieren und archivieren (zum Beispiel Kurzmitteilungen, Klingeltöne, Betreiberlogos, Textfiles im .txt-Format). Mit einem Programm hat man vom Rechner aus Zugriff auf den FlexMemory.
7.10 sonstiges
Dies war nur eine kleine Auswahl aller Funktionen. Selbstverständliche bzw. selbsterklärende Dinge wie Nutzerprofile, Stoppuhr, Countdown, Währungsumrechner, Taschenrechner, Vibrationsalarm, WAP oder selbstkomponierbare Klingeltöne habe ich nicht weiter beschrieben.
8. alltägliche Nutzung
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Natürlich kann man mit dem S45 auch telefonieren, was bei dem großen Funktionsumfang tatsächlich manchmal in den Hintergrund rückt.
Die Sprachqualität ist besser als beim S35: heller und sauberer. Während des Gespräches wird die Gesprächsdauer und (wenn eingestellt) die Gebühren angezeigt. Wer keine Lust darauf hat, das Telefon in der Hand zu halten, aktiviert einfach die eingebaute Freisprecheinrichtung. Damit kann man das Telefon beispielsweise auf einen Tisch legen und hat beide Hände frei.
Sämtliche Komfort-Features wie Anklopfen oder Konferenzschaltung stehen in einem speziellen Menü, welches beim Telefonat abrufbar ist, zur Verfügung. Trifft während einem Telefonat eine Kurzmitteilung ein oder ein zweiter Anrufer meldet sich, wird dies durch einen kurzen Ton signalisiert.
9. Fazit
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Das S45 ist ein Alltagshandy für Businesskunden mit gehobenen Ansprüchen. Es kann alles, was ein Handy heutzutage können sollte und muss sich keinesfalls gegen Mobiltelefone anderer Hersteller verstecken.
Ich gebe dem Handy volle fünf Sterne, weil ich seit einem Jahr darauf vertrauen kann und ich keine Funktionen vermissen musste oder irgendwelche Beanstandungen aufgetreten wären.