Marco W. ist frei
Nach acht langen Monaten in Haft entlässt das Gericht in Antalya den 17-Jährigen aus seinem Gefängnis. Der Prozess wird trotzdem fortgesetzt. Wird Marco mit seiner Familie Weihnachten zu Hause feiern können?
Der seit acht Monaten in der Türkei inhaftierte Marco aus Uelzen ist frei. Das Gericht in Antalya entließ den Jungen ohne Auflagen aus der Untersuchungshaft. Der Prozess soll offenbar am 1. April 2008 fortgesetzt werden. Informationen der Nachrichtenagentur ddp zufolge befindet sich Marco derzeit auf dem Weg vom Gerichtsgebäude zurück ins Gefängnis. Von dort aus soll er zum Flughafen in Antalya gebracht werden. Dieser achte Prozesstag war Marcos letzte Chance, noch vor Weihnachten freizukommen und das Fest im Kreise seiner Familie zu verbringen.
In Marcos Heimat Uelzen wurde die Nachricht von der Freilassung mit großem Jubel aufgenommen. Die Menschen bei den Mahnwachen skandierten nur wenige Sekunden nach Bekanntwerden der Nachricht "Marco ist frei! Marco ist frei!".
Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
Zuvor hatten Marcos Anwälte ihre Ankündigung wahrgemacht und Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingelegt. Wegen der ungewöhnlich langen Untersuchungshaft hatten die Anwälte zuvor mehrfach angekündigt, sich mit einer Beschwerde an das Gericht wenden zu wollen.
CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer kritisierte das Verhalten der türkischen Justiz. Die Entscheidung des Gerichts sei überfällig gewesen, erkläre sie. "Die Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit der Türkei bleiben dennoch bestehen." Von europäischen Standards sei das Land noch weit entfernt.
Anwälte fordern Höchststrafe: zehn Jahre
Heute lag dem Gericht die schriftliche und übersetzte Aussage des britischen Mädchens vor. Die Staatsanwaltschaft wirft Marco vor, die 13-jährige Charlotte in den Osterferien sexuell missbraucht zu haben. Ihr Anwalt hat angekündigt, die Höchststrafe von zehn Jahren Haft zu fordern. Der Junge bestreitet die Vorwürfe.
Marcos Mutter war zum ersten Mal nicht nach Antalya geflogen, um ihren Sohn am Ort zu unterstützen. Sie wartete in ihrem Haus in Uelzen auf die Entscheidung des Gerichts. (dpa)
Ein Beleg für seine Unschuld ist die Freilassung nicht.
Der Prozess wird fortgesetzt und der Vorwurf der Vergewaltigung besteht weiterhin.