Cottbus trennt sich von Eduard Geyer
Eduard Geyer war über zehn Jahre lang Trainer in Cottbus
Cottbus - Nach mehr als zehnjähriger Tätigkeit ist Eduard Geyer nicht mehr Trainer von Zweitligist Energie Cottbus.
Entsprechende Berichte bestätigte Manager Klaus Stabach auf Anfrage von Sport1 indirekt.
"Ich werde das nicht kommentieren, aber auch nicht dementieren", sagte Stabach und verwies auf eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz.
"Es geht um den Verein"
Dort erklärte Präsident Dieter Krein: "Diese Trennung ist uns schwer gefallen, aber es geht nicht um Personen. Es geht um den Verein."
Die Lausitzer reagierten damit auf die 1:2-Niederlage gegen Alemannia Aachen und dem Abrutschen auf Platz 14.
"Die sportliche Situation war so, dass es nicht mehr weiterging. Ich hoffe, wir verlieren in ihm nur einen Trainer, aber nicht einen Freund", sagte Krein.
Co-Trainer Sander und Hoßmann übernehmen bis zur Winterpause
Am Mittag hatte sich Geyer, dessen Vertrag noch bis 2006 lief, in der Kabine emotional und unter Tränen von der Mannschaft verabschiedet. Bis zur Winterpause übernehmen die Co-Trainer Petrik Sander und Thomas Hoßmann. Spätestens im neuen Jahr soll dann ein Nachfolger präsentiert werden.
"Wir wollen dabei nichts überstürzen. Der Neue muss zu Energie Cottbus und zum schwierigen Umfeld des Vereins passen. Zudem sind unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt", meinte der Präsident. Als Nachfolger werden Bernd Stange, Hans-Jürgen Dörner und Werner Lorant gehandelt.
294. Trainerwechsel in der Zweiten Liga
Der 60-jährige Geyer war seit dem 1. Juli 1994 bei den Lausitzern beschäftigt und entscheidend an der Bundesliga-Zugehörigkeit des Klubs (2001 bis 2003) beteiligt.
Die Trennung von Geyer ist der zweite Trainerwechsel der laufenden Spielzeit nach Jörn Andersen (Rot-Weiß Oberhausen) und der 294. vorzeitige Wechsel in der Geschichte der Zweiten Liga seit 1981.
Vertrauen aufgebraucht
Das gegenseitige Vertrauen zwischen Vorstand und Trainer war offenbar aufgebraucht. In der Vergangenheit hatten der Energie-Vorstand um Präsident Dieter Krein und Manager Stabach immer den Schulterschluss mit Geyer gesucht und dabei viele Krisen gemeistert.
Doch statt des in dieser Saison angestrebten Spitzenplatzes richtete sich in den letzten Wochen bei Energie die Anstiegsangst häuslich ein, und die Zweifel an der Kraft von "Ede Gnadenlos" wurden immer lauter.
Dabei war er entscheidend am Höhenflug des Provinzklubs beteiligt, den er über die Regionalliga und Zweite Liga mit dem "Wunder der Lausitz" 2000 in das Fußball-Oberhaus führte.
Sprücheklopfer mit Erfolg
Dort gelangen der kampfstarken Mannschaft unter Trainer Geyer, der sich als Sprücheklopfer unter anderem mit dem Klassiker "Meine Spieler sind fauler, als die Nutten auf St. Pauli" hervortat, der Klassenerhalt und viele denkwürdige Spiele. So wurde im "Stadion der Freundschaft" auch Rekordmeister Bayern München entzaubert.
"Aber ich hatte schon vorher Erfolge als Trainer", sagte Geyer dann immer. Und verwies auf den im Westen so häufig ausgeblendeten Gewinn der Oberliga-Meisterschaft 1989 mit Dynamo Dresden.
"Fußball ist Einordnung und Unterordnung"
Nach der politischen Wende in der DDR machte der ehemalige Verteidiger der Dresdener weiterhin keine Kompromisse in Sachen Disziplin. "Fußball ist Einordnung und Unterordnung", war und ist sein Credo.
Auch wegen seiner bereits 1991 öffentlich gemachten Stasi-Vergangenheit blieb Geyer zunächst nur der Gang ins Ausland nach Ungarn, ehe er 1994 bei Energie Cottbus anheuerte. "Ich freute mich, einen Job zu haben und hätte nie gedacht, das so etwas daraus entstehen kann", erinnerte sich Geyer.
Auch dank des Trainers entwickelte sich in einer strukturschwachen Region ein gestandener Profikub mit einem sehr ansehnlichen Stadion. Zehn Jahre später demütigten die so genannten Energie-Fans am Montag den "Mitverursacher" des Erfolgs mit "Geyer-raus"-Sprechchören. Das Ende einer Ära.