Hallo liebe Mitleidenden, Betroffene, Angehörige oder wie auch immer....
ich habe lange, sehr lange, vielleicht zu lange überlegt ob, wie und was ich genau schreiben soll....was ich aber genau weiß, ist, dass ich Hilfe brauche und wenn es nur in Form von ein paar Antworten ist...
Ich will, nein ich muß, meine Geschichte, meinen Albtraum erzählen, ihn teilen, um ihn vielleicht abzuschwächen, vergessen oder sonst was.
Das ich sexuell missbraucht wurde, war mir lange nicht klar. Ich wußte es einfach nicht mehr. Der Mensch ist ein Wunder, den er schafft es sogar die schlimmsten Erfahrungen seines Lebens so zu verdrängen das quasi keine bzw. kaum Erinnerung daran besteht.
Eigentlich fing alles an, als eine gute Freundin von mir ihren Stiefvater wegen sexuellem Missbrauch anzeigte. Es kam zu einer Verhandlung, er wurde verurteilt und ich stand ihr bei.
Bis zu diesem Zeitpunkt schob ich meine kranke Sexualität, meine schwierige Einstellung dazu einfach beiseite.
Als ich 13 Jahre alt war, hatte ich eine 9 Jahre älteren Freund, er vergewaltigte mich in seinem Badezimmer.....ich dachte das es daran liegt und die anderen Bilder die ich im Kopf hatte schob ich einfach beiseite. Tat es als Gefühle ab, die ich nur wegen der Verhandlung meiner Freundin hatte...dachte, na ja du hast schon immer mit anderen sehr mitgelitten....
Das alles anders kam, zeigte sich erst später.
Ich war immer schon depressiv. Im Alter von 12 hatte ich schon ein paar Selbstmordversuche hinter mir.
Natürlich hab ich mich gefragt woran das liegen mag, schob es aber auf die "Nicht liebe" meiner gefühlskalten Mutter.
Ich war ca 19 Jahre alt, als eine Therapeutin (ich habe einen Therapiemarathon hinter mir) mir sage, dass sie denke das ich ein Opfer von Missbrauch sei, ich solle doch mal meine Mutter fragen, die würden immer irgenwas wissen.
Ja klar, dachte ich mir.....ich frag meine Mutter, den Menschen der mich am meisten verachtet. Also ließ ich es bleiben. Ich ließ alles bleiben und blieb zurück mit meinen Erinnerungen die irgendwie keine waren. Ich erinnerte mich an Szene die ich hier nicht wiedergeben möchte.....aber irgendwo in mir, dachte ich mir ich würde mir das alles einbilden.
Ich sah wie ich missbraucht wurde, auf die schlimmste Art, doch fehlte mir zu diesem Szenario immer das Gesicht des Missbrauchenden....aber ich sah mich...fühlte diesen Schmerz...die Erinnerung....dieses Gefühl sich aus seinem Körper zu lösen um es einfach nur zu Überleben.....
Jahre später, ich war ca 24, machte ich wieder eine Therapie.....die Therapeutin sagte das selbe wie die vorherige.....sie denkt ich sei ein Missbrauchsopfer und sollte meine Mutter befragen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und rief meine Mutter an und fragte sie direkt ob sie etwas weiß, ob sie jemals mitbekommen habe wie ich missbraucht worden bin.
Und, wußte sie was?
NATÜRLICH!!!!!!
Sie erzählte mir, dass mein Stiefvater (Alkoholiker) sie eines Nachts weckte, weinend. Wir waren alle im Bett, meine Mum, mein Stiefvater und ich. Er erzählte ihr, besoofen und unter Tränen, dass er von der Arbeit in der Gastätte (war unter unserer Wohnung) hochkam, und Lust auf sie gehat habe. Ich lag wohl auch schlafend im Bett, und er dachte wohl das ich sie sei (wie blöd kann man wohl sein) und mich "genommen hätte" statt sie. Es sei eine Verwechselung gewesen....er war ja soooo betrunken.
SCHEIßE!!!!!!! Sie hat ihm sogar geglaubt......und ich, ich habe nicht die geringste Erinnerung an diesen Vorfall.
Ich weiß nur, dass die Bilder seit dem plastischer Geworden sind, dass ich endlcih weiß warum ich ständig depressiv bin, warum ich nicht fähig bin mich fallen zu lassen, ich kein Vertrauen aufbauen kann, warum ich Sex mit Männern nicht genießen kann, geschweige denn einen Organsmus mit einem Mann haben kann, außer der Alkohlpegel stimmt.
Ich habe manchmal Sex mit Frauen, nicht weil ich lesbisch bin, nein, ich habe mich noch nie in eine Frau verliebt, nur in Männer, sondern einfach nur deshalb weil eine Frau keine potenzielle Gefahr für mich bedeutet.
Es ist so mühsam und ich bin müde...müde von all diesen Gefühlen in mir, mir vom Schmerz, müde von den mittlerweile klaren Bildern...und ich bin unglaublich einsam in meinem Schmerz
Ich hoffe ich war nicht zu direkt, nicht zu verwirrend...doch weiß ich mir einfach nicht mehr zu helfen...ich mußte Luft machen...mich freier fühlen...und das hat geholfen...wenigstens ein bischen...vorerst.
Danke fürs zuhören....
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