MMORPGs sind mittlerweile in den Mainstream-Gamer-Markt vorgedrungen, aber der richtige Durchbruch steht noch aus. Zu komplex, zu kompliziert und zu abgefahren sind da teilweise die Spielmechaniken oder Spielsettings. Games wie "Anarchy Online", "Earth & Beyond" oder "Dark Age of Camelot" sind zwar prima RPGs mit toller Hintergrundstory, durchschnittliche "Diablo 2"-Hacker sind aber bei beiden Spielen eher überfordert.

Genau das versucht Turbine mit "Asheron's Call 2" zu ändern. Das Microsoft-Spiel ist Dank sehr gutem Tutorial zugänglich wie sonst nur was, das Interface ist hübsch aufgeräumt und die Spielmechanik beschränkt sich auf ein Kerngebiet: Monster plätten, eigene Gegenstände schmieden und basteln, Handel mit anderen Spielern und ab und zu ein Realm vs. Realm-Kampf wenn's beliebt.
Aber erst mal zur Story: Eine schreckliche Katastrophe hat die Welt von "Asheron's Call" hundert Jahre nach dem Erstling komplett verwüstet.

"Es war so, als ob Millionen von Seelen gleichzeitig aufschrien und mit einem Mal verstummten. Etwas schreckliches ist gerade passiert - mach Du weiter mit Deinem Training."
Bevor Ihr der "Devastation" genannten Riesenkatastrophe und ihrem magischen Ursprung auf den Zahn fühlen könnt, vergehen aber garantiert einige Wochen in den sehr schönen Dungeons oder bei Kämpfen für eines der neuen Königreiche. Drei an der Zahl gibt es und ähnlich wie bei "DAOC" gibt es natürlich auch diverse Scharmützel zwischen diesen Reichen.
Andes als bei allen MMORPGs ist die Sache mit den NPCs. Es gibt nämlich keine in "Asheron's Call 2". Was? Richtig gelesen! Es gibt zwar einige "NPC" mäßige Charaktere die für die Questvergabe sorgen, dafür finden sich aber nirgends auf der Welt auch nur ein Händler der vom Computer gesteuert wird.
Da solche Händler meistens sowieso nur Schwachsinn verkaufen, haben sich die Entickler lieber auf ein cooles "Crafting"-System konzentriert, bei dem jeder mit ein bisschen Erfahrung seine eigene Ausrüstung zusammenschmieden kann. Die wird dabei (bei richtigen Kenntnissen) mindestens genauso wertvoll wie Zeugs das man bei Leichen findet und bedeutet einen regen Handel zwischen menschlichen Spielern.
Leider bedeutet der Mangel an NPCs auch, dass das Spiel zumindest an manchen Stellen der Spielewelt einfach ziemlich gottverlassen wirkt. Städte sind, solange sie nicht wieder von Spielern "neubesetzt" werden eine einzige Einöde, nirgends Leben, keine Lieder auf dem Marktplatz oder ein schönes Bierchen in der Kneipe, alles wirkt ein bisschen so wie bei "Mad Max" oder einem Besuch in Disneyland bevor der Park aufmacht - keine Sau da, außer die doofen Monster
Das sollte sich aber bald ändern, denn Städte können zu einem gewissen Grad wieder "aufgebaut" werden. So gibt es in jeder Siedlung eine verlassene Schmiede und die darf von menschlichen Spielern zu neuem Hochglanz gebracht werden und sorgt danach für tolle Schwerter, geile Pfeile oder rostfreie Rüstungen.
Wer sich bei MMORPGs immer über zu lange "Downtime" nach de Sterben aufregt oder es gar nicht abkann, wenn der eigene Charakter gar Erfahrungspunkte nach seinem Abnibbeln neu einsammeln darf, der darf sich freuen: Sterben war noch nie so "unschlimm" wie in "Asheron's Call 2"...
"Diablo 2"-Fans sind so was ja gewohnt (zumindest im leichten Schwierigkeitsgrad). Ach ja apropos Diablo: Das Skill- und Kampfsystem in "Asheron's Call 2" lässt sich ein bisschen mit dem in "Diablo 2" vergleichen. Wir dürfen "unabhängig" vom Charakterleveln auch an unseren Fertigkeiten schrauben und dürfen diese dann mit einem Tastendruck während eines Kampfes auf den Gegner loslassen.
Fertigkeiten gibt es in drei Bereichen: Nahkampf, Fernkampf und Magie - logisch!
Ein Beispiel: Wir kämpfen mit unserer Prinzessin die ein Schwert in der Hand hat gegen einen bösen Unhold. Unsere erste Nahkampffertigkeit ist der
"Extra-Dolle-Todes-Schlag" und beim Druck auf die entsprechende Taste vollführt unser Charakter, auf Kosten seiner "Kraft" eine Spezialattacke. Manchmal während der automatisch ablaufenden Kämpfe (ich, er, ich, er, ich, er - und das geht so schnell und automatisch, dass es gar nicht nach Runden aussieht) erscheinen auch güldene Pfeile um den jeweiligen Gegner. Drückt Ihr während dieser Anzeige auf die Spezialattacke, dann wird der Spezialangriff noch härter. Das Kämpfen ist also eine Mischung aus rundenweisen Attacken und reflexartigen Spezialangriffen.
Jede der drei Rassen hat ca. 30 verschiedene Skills und die decken so ziemlich jede Möglichkeit ab sich, ein Partymitglied oder irgendjemand anders zu pushen, verlangsamen, verletzen, behindern oder sonst wie zu manipulieren.
Da fällt mir ein, die Rassen haben wir ja noch gar nicht erwähnt: Drei Stück gibt es in "Asheron's Call 2": Die Menschen, die Lugianer und die Tumeroks. Erstere sehen zumindest im weiblichen Geschlecht ziemlich hübsch aus, bei den Lugianern handelt es sich um große, etwas rohe Barbarenkreaturen und die Tumeroks sind reptilienähnlich. Alle drei Rassen können im Nah- und Fernkampf sowie in der Magie brillieren, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise: Die Menschen benutzen im Fernkampf zum Beispiel Bögen, die Lugianer werfen Felsbrocken und die Tumeroks werfen Speere und Lanzen.

Ersteindruck:
Obwohl ich wegen der langen Downtime der Server noch nicht allzu lange zocken konnte, steht eines schon definitiv fest: "Asheron's Call 2" ist das zur Zeit hübscheste MMORPG. Habt Ihr die Grafik auf "höchst" gestellt, gibt es überall detaillierte Texturen, tolle Lichteffekte, weiche Animationen und und und. Ob das grafisch generalüberholte "Dark Age of Camelot" da mithalten kann? Wird sich zeigen...
Spielerisch ist "AC2" der ideale Einstieg ins Massively Multiplayer Genre, leichter wird's in nächster Zeit wohl nimmer. RPG-Profis könnten es allerdings etwas zu simpel finden, ein Diablo 2 ist's zwar nicht, den Komplexitätspreis wird AC2 aber auch nicht gewinnen...
13 Euro jeden Monat kostet der Spaß (ein Monat ist kostenlos, danach wird von der angegebenen Kreditkarte abgebucht), dafür gibt's als weiteren Pluspunkt jeden Monat "Content-Updates": In denen nehmen die Spieler interaktiv an der sich entwickelnden Geschichte teil und dürfen die Welt von Dereth langsam wieder aufbauen - oder genau das Gegenteil bewirken hehe...