Im November 2001 erfuhr die Welt zum ersten Mal von den Arbeiten an einem Nachfolger zum ultraerfolgreichen "Unreal Tournament" (1999). Der hieß damals logischerweise noch "Unreal Tournament 2" und sollte im September 2002 fertig werden.
Dann gab es diverse Verschiebungen nach vorne und wieder nach hinten, eine Namensänderung in "Unreal Tournament 2003", um den Sportcharakter des Spiels zu unterstreichen und nun ist "Epics" Baby endlich erhältlich!
Entwickelt wurde "UT 2003" zuerst von "Digital Extremes" ("Unreal", 199, den letzten Feinschliff gab's dann im "Epic"-Hauptquartier.

In welche Richtung geht "UT 2003"?
Das Genre der Egoshooter ist mittlerweile so weit gefächert, wie kaum ein anderes. Es gibt Rollenspiel-lastige Egoshooter ("Deus Ex"), actionorientierte Shooter ("Serious Sam"), da sind die story-lastigen Egoshooter ("NOLF") und die realistischen Shooter ("Project IGI"). Es gibt Egoshooter mit Fokus auf Singleplayer und solche, die eigentlich nur Online gespielt werden. "UT 2003" passt vor allem in die letzte Kategorie. Dank Bot-Untertützung und durchdachtem Turnier-Modus macht das Spiel zwar auch alleine Spaß, das eigentliche Potenzial wird aber erst bei knallharten Multiplayer-Partien ausgeschöpft. Der Wettbewerbsgedanke ist das, was Spiele wie "Quake 3", "Counter-Strike", "Tribes" oder eben "UT" so interessant macht. Das spiel zu können ist eine Sache, das Spiel zu meistern eine andere.
Ähnlich wie bei einer Sportart, wird man bei diesen Spielen nicht alleine dadurch besser, dass man die Regeln kennt, sondern durch regelmäßiges spielen. Wer also kein Interesse an einem Wettkampf mit Menschlichen Gegenspieler hat und beim kleinsten Energieverlust nach der Quickload-Taste sucht, ist bei Spielen wie "NOLF2" sicherlich besser aufgehoben. Wer hingegen vom Ehrgeiz der Beste zu werden getrieben wird und wer ständig an seinen "Skills" feilen möchte, der sollte sich "UT2003" vielleicht mal genauer ansehen.

UT 2003 vs. BF 1942 - Wer ist der Online-König?
Auf diese Frage kann man leider keine eindeutige Antwort geben.
Das liegt vor allem an den so unterschiedlichen Interessen der Online-Gaming-Community. So gibt es auf der einen Seite Spieler, die mit Sci-Fi-Szenarios á la "Quake" und "UT" rein gar nichts anfangen können und die auf realistische Waffen und Missionen stehen ("CS", "Battlefield 1942"). Auf der anderen Seite sind die Fans von Railgun, Plasma-Rifle und Telefrag. So unterschiedlich die Szenarien sind, in denen man diese Games spielt, so unterschiedlich fühlen sie sich an und so unterschiedlich werden sie auch gespielt. Während man bei "Battlefield 1942" in die Flugschule geht, um perfekte Loopings mit den Jägern zu drehen, geht man bei "UT 2003" in die Movement-Schule. Wer sich auf Dauer in den weltweiten "UT"-Arenen behaupten will, muss einen Liftjump mit folgendem Walldodge und anschließendem Headshot im Schlaf beherrschen.
Wer lieber hinter einem Busch campt und mit der Sniper-Rifle einen Gegner nach dem anderen ausschalten will, der greift natürlich zu "Battlefield 1942". Wer hingegen eine komplette Map kontrollieren und den Gegner bis zum letzten Healthpunkt jagen möchte, der ist bei "UT 2003" besser aufgehoben.

UT 2003 und eSports
Während die Gelegenheitsspieler bereits dem "UT2003"-Fieber verfallen sind, tun sich vor allem die sogennanten Hardcore-Zocker noch etwas schwer mit dem Spiel. Kaum ein Titel wurde von der eSport-Szene sehnlicher erwartet, als "Epics" Egoshooter.
Sowohl die "Quaker" als auch die "UTler" sahen in "UT 2003" ihr neues Zuhause. Die CPL kündigte bereits Monate vor dem Release hochdotierte "UT 2003"-Turniere an und kaum war die Demo draußen, begannen schon die ersten Clanwars. Doch nach der Anfangseuphorie machte sich bei Teilen der Szene schnell Ernüchterung breit. Zu Bunt war es den einen, zu unübersichtlich den anderen. "Quaker" vermissten den Strafejump und konnten dem Dodge-System nichts abgewinnen, während Alt-UTler das Waffenbalancing kritisierten und "Epic" vorwarfen, dass das Spiel für Newbies sei. Während solche Kritikpunkte durchaus subjektiv und mit vorsicht zu genießen sind (immerhin gab es diese Kritikpunkte auch schon bei "UT", "Quake2" und "Quake3"), kann man einige Sachen nicht von der Hand weisen: Die Models gehen in den hochdetaillierten Maps oft unter. Was sich in der Demo ankündigte, wurde auch mit der Vollversion nicht viel besser. Bei kaum einem Egoshooter bin ich häufiger an einem Gegner vorbei gelaufen oder musste die Augen kneifen, um ihn tatsächlich identifizieren zu können. Mittlerweile sind im Netz bereits die ersten Tweak-Guides aufgetaucht, die erklären, wie man sich Fullbright-Skins basteln kann. Trotzdem gerade für Zocker, die sich mit den Tweak-Geschichten nicht so gut auskennen ein Kritikpunkt. Zumal noch geklärt werden muss, inwiefern sowas als Cheaten gilt.
Ein weiterer Kritikpunkt aus Sicht der "Progamer" ist die nicht vorhandene Demo-Unterstützung. Zurzeit ist es nicht Möglich, Spiele aufzuzeichen und zum Download anzubieten. Wie gut sowas ankommt und wie wichtig es für die eSport-Szene ist, zeigen Spiele wie "Quake3", "Warcraft3" oder "Counter-Strike". Ein umfassender Patch, der dieses Problem beseitigen soll, ist zwar angekündigt, wird aber noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Auch dank der hervorrangeden Mod-Unterstützung dürfte es aber schon bald Verbesserungen in dieser Richtung geben. Sobald es eine Tournament-Mod á la OSP für "UT 2003" gibt, steht einem "sportlichen" Erfolg eigentlich nichts mehr im Weg. Erstaunlicherweise hat jetzt "Epic" eine "Pro"-Version von "UT 2003" angekündigt, die sich mehr an den Hardcore-Spieler richten soll. Was es damit genau auf sich hat, könnt Ihr bei den Related Links nachlesen.

Technische Seite
Was kann man noch zur Grafik von "UT2003" sagen? Sie ist nun mal schlicht und einfach das Beste, was man derzeit auf PCs zu sehen kriegt. Wer die Demo gespielt hat, hat übrigens nur die Hälfte gesehen: Wer in der Vollversion die Detailregler bis zum Anschlag aufdreht, dem drohen bei manchen Maps echte Augenschäden.
Die neue "Unreal Warfare"-Engine brilliert nicht nur bei der bloßen Optik: Das Spielgefühl ist natürlich wieder so "slick", "fast" und "solide" wie beim Vorgänger, die Engine fühlt sich aber irgendwie besser an. Das ist vermutlich eine der geheimen Stärken der Engine: Die modular aufgebaute Warfare-Engine kann von Moddern in vielen Bereichen so stark modifiziert werden, dass ein Mod tatsächlich auch nach einem anderen Spiel aussieht. Extremer Hardwarehunger ist allerdings die Kehrseite der Medaille.

Fazit:
"UT 2003" ist der erwartete Hammer geworden. Optisch muss sich fortan jeder Egoshooter mit dieser Grafikorgie messen. Auch spielerisch macht "UT 2003" einen Schritt nach vorne und gefällt mir besser als der langatmige Vorgänger. Das "UT"-Spielprinzip wurde um eine gehörige Portion "Quake3" aufgepeppt und spielt sich dank unzähliger Moves und Jumps wesentlich schneller als der Vorgänger. Die Waffen sind nahezu perfekt ausbalanciert, auch wenn ich als alter "Quaker" auf die Alternative-Feuertaste hätte verzichten können. Aus Sicht eines eSport-Verrückten vermisse ich natürlich die bereits erwähnten Punkte, trotzdem kann ich mich dem Suchtpotenzials von "UT 2003" einfach nicht entziehen. Das schnelle Gameplay, die tollen Effekte und das einzigartige Waffenarsenal lassen das Herz jedes Shooterfans höher schlagen. Dank des mitgelieferten Editors wird es bald eine Schwemme an kostenlosen Mods geben, die jedesmal aufs neue motivieren und alleine für den "Bombing-Run"-Modus bekommt das Spiel von mir einen Award. Keine Revolution, aber verdammt knapp dran!