Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis...
1995 kam mit dem indizierten "Dark Forces" das erste "Star Wars"-Egoshooter Abenteuer in die Läden. Ein paar Monate nach dem Release von "Doom" war "Dark Forces" in den Augen vieler dem "id"-Spiel story- und gameplay-technisch um einiges überlegen und gewann im Nu eine riesige Fangemeinde. Schon damals schlüpfte der Spieler in die Rolle von Kyle, damals aber noch ein Macht-unerfahrener Normalo-Söldner...
1997 kam dann die Fortsetzung: "Dark Forces II: Jedi Knight" und begeisterte mit abwechslungsreichem Gameplay (Machtkräfte), einem Jedi-Ritter Kyle und coolen Multiplayer-Modi. Auch grafisch war das Spiel (in einer Zeit vor "Half-Life" und "Quake 2") ebenfalls an der Spitze.
1999 schienen sich die Hoffnungen der Fans auf eine weitere Fortsetzung zumindest teilweise zu erfüllen: "Star Wars: Obi Wan" wurde angekündigt und sollte praktisch ein inoffizieller Nachfolger der "Jedi Knight"-Spiele werden.
Ob das Einstampfen von "Obi Wan" für PCs der Grund für den Entwicklungsbeginn von "Jedi Knight 2" war, wird wohl für immer ein Mysterium bleiben, ein absoluter Glücksfall war's definitiv!
"LucasArts" beauftragten die Jungs von "Raven Software" ("SoF", "Elite Force") mit der Entwicklung von "Jedi Knight 2", das sich wiederum als genialer Glücksgriff erwies.
1 1/2 Jahre später ist das Prachtstück jetzt endlich fertig und wir dürfen erneut als Kyle Katarn in weiße Sturmtruppen-Hinterteile treten!

Star Wars Episode VII oder doch Episode VIII?
Die Handlung von "JK2" spielt acht Jahre nach dem Sieg über das Imperium. Kyle hat sich nach seinem Fastübertreten auf die Dunkle Seite der Macht von den Jedi abgewandt und arbeitet wieder als Söldner für die Neue Republik. Ein harmloser Routine-Auftrag gerät für unseren Recken allerdings zum Disaster: Seine Gefährtin Jan Ors wird getötet, Kyle schwört Rache, schnappt sich sein Schwert und muss sich nicht nur mit Sturmtruppen-Überbleibseln und Schmugglern herumschlagen, sondern auch mit einer Bedrohung die ein neues Zeitalter der Sith heraufbeschwören könnte...
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel:
Die Story ist 1A, es gibt sowohl Zwischensequenzen in Engine-Grafik, als auch Renderfilmchen die, die Handlung fortspinnen. Alles ist wunderschön choreographiert und so haben wir endlich wieder ein PC-Spiel, dass sich bei den Cutscenes nicht vor Konsolentiteln verstecken muss.

"Seien Sie nicht allzu stolz auf Ihr technologisches Schreckgespenst"
Als Basis für "Jedi Knight 2" dient eine modifizierte "Quake 3 Team Arena"-Engine die das Star Wars-Universum so hübsch wie noch nie auf die PC-Monitore bannt.
Vor allem die Lichteffekte der Lichtschwerter lassen den Traum vom Nachspielen des Darth Maul-Duells endlich Realität werden
Besonderes Lob verdienen die Animationen von Kyle: So butterweich ist man noch nie auf dem PC-Monitor umhergehüpft. Es gibt Dutzende verschiedener Lichtschwert-Moves, Kyle kann Salti, sich abrollen, an Wänden entlang gehen und hat viele versteckte Combo-Moves in Peto. Untypisch für "Quake 3" sind allerdings die teilweise wirklich riesigen Level:
Genau wie im Vorgänger lauern überall Abgründe, die Areale strotzen nur so vor Droiden, monströsen Raumschiffen, imperialen Gehern und vielen, vielen Details bei denen "Star Wars"-Fans das Herz aufgeht...
Trotzdem sind die Systemanforderungen der Macht sei Dank erträglich und mit denen von "Medal of Honor" oder "RTCW" zu vergleichen.

"Schieß doch! Ich habe Ladehemmung!"
"JK2" fängt an wie ein handelsüblicher Shooter:
Ihr rennt mit den ersten Wummen durch typische Basen des Imperiums, kämpft gegen Sturmtruppen und imperiale Offiziere und sucht nach versteckten Extras.
Nach den ersten Levels muss Kyle dann allerdings zurück in die Schule, in die Jedi-Akademie auf Yavin 4. Dort müsst Ihr dann mehrere vom fiesen Luke Skywalker gestellte Prüfungen (Trials) bestehen um den Umgang mit der Macht zu erlernen.
Als Jedi Kyle kommt das Spiel dann auch so richtig in Fahrt: Ihr geht einer Schmugglerspur nach und dürft auch bald mit dem Lichtschwert und der Macht zeigen was ein richtiger Jedi so drauf hat!

"Als ich Euch verließ, war ich Euer Schüler; jetzt bin ich der Meister"
Anfangs stehen Kyle natürlich nur ein paar der coolen Machtkräfte zur Verfügung und auch das Lichtschwert wird erst im Laufe des Spiels gemeistert.
Trotzdem bekommt der Spieler beim Zücken der Energieklinge sofort ein Gefühl der Überlegenheit: Sturmtruppen, Piraten und anderes Gesindel können im Dutzend gegen Kyle anrennen: Mit ein bisschen Übung kann man solche Gegner niedermähen wie Qui-Gon Jinn die Kampfdroiden in Episode 1.
Die KI der Gegner ist aber mehr als nur der normale Standard: Kämpft ein Offizier in ihren Reihen werden die Sturmtruppen mutig und versuchen Kyle einzukreisen. Ohne Offizier können die Jungs allerdings auch mal in Panik ausbrechen und davonrennen.

"Genug! Vader - lassen sie ihn los!"
Die Machtkräfte bringen wie schon im Vorgänger soviel mehr Spaß als handelsübliche Shooter-Waffen: Wenn Ihr einen Raum mit Gegnern betretet habt Ihr die freie Auswahl:
Erst mal mit einer Wumme in die Menge schießen, das Lichtschwert ausfahren und losrennen oder doch lieber die ersten Gegner mit "Schub" auf den Boden schubsen, ein paar mit "Gedankentrick" willenlos machen und den Rest mit dem "Machtwürgegriff" in der Luft würgen? Ihr habt die freie Auswahl...
Bei richtig fiesen Sachen wie dem Schubsen der Gegner in irgendwelche Abgründe könnte man allerdings schon an Kyles guter Gesinnung zweifeln, ob der Mann nicht doch die dunkle Seite bevorzugt?
Die Wahl der einzelnen Machtkräfte ist in "Jedi Knight 2" allerdings dem Multiplayer-Modus vorbehalten. Im Einzelspiel lernt Kyle von Level zu Level auf linearem Wege mit der Macht umzugehen, was den Puzzles im Spiel natürlich zu gute kommt (neu erlernte Fähigkeiten werden auch gleich im Spiel gefordert).

"Schafft mir endlich mal jemand diesen laufenden Bettvorleger aus dem Weg?!"
Als Gegner dienen natürlich primär alle möglichen imperialen Kräfte: Sturmtruppen, Super-Sturmtruppen, Offiziere, Sumpftruppen, Kampfläufer in allen Größen und und und...
Für die Farbe im Spiel sorgen alle möglichen Aliens: Trandoshaner, Rodianer, dreiäugige Kopfgeldjäger und was sonst noch so im Star Wars-Universum rumwuselt.
Im späteren Spielverlauf muss Kyle neben diversen Zwischenbossen auch gegen mysteriöse Krieger mit Lichtschwert kämpfen - für Abwechslung ist also gesorgt!
Trotz Kyles Überlegenheit muss der Mann nicht alles alleine erledigen: So rennt Ihr an der Seite von Jan Ors, Luke Skywalker, Lando Calrissian und manchmal auch normalen Soldaten durch einige Levels.

"Das ist gut. Du hast den ersten Schritt in eine größere Welt getan"
Zum sehr langen Einzelspielermodus (mind. 20 Stunden selbst für absolute Profis) kommt noch der umfangreiche Multiplayer-Teil dazu. Da darf dann vom imperialen Admiral, über eine Sith-Hexe bis hin zu Luke und Lando persönlich ein Charakter ausgewählt werden.
Ist erst mal die Seite der Macht und die Farbe des Schwertes bestimmt, darf der Spieler seine Machtkräfte wie in einem Rollenspiel mit Punkten belegen.
So wird ein Schwertkämpfer vermutlich alle Punkte auf die Beherrschung dieser Waffen legen, während andere vielleicht den Macht-Blitz oder Würgegriff perfektionieren.
Als Spielmodi gibt es verschiedene Varianten von Free For All und CTF, dazu kommen noch JediMeister (nur einer hat Macht&Lichtschwert) und Duell.
Insgesamt gibt es 15 Multiplayer-Karten die vom Todesstern, über die Tempel auf Yavin oder die Strassen von Bespin so ziemlich alles abdecken.
Besonders cool: Will man in einer Partie mit einem Kontrahenten fechten, kann dieser zu einem Duell herausgefordert werden. Nimmt der Gegner das Duell an, können die beiden Duellanten nur noch durch ihre eigenen Waffen getötet werden. Alle anderen Spieler dürfen beim Duell "zuschauen".

"Tut mir leid, die Sauerei" - "Sorry for the mess!"
Im Gegensatz zu den Statements einiger Print-Magazine ist die amerikanische Version keineswegs härter oder besser als die Deutsche. Wie schon bei "Elite Force" hat sich "Raven" nicht lumpen lassen und das Spiel als "multilinguale" Variante auf den Markt gebracht.
Im Menü darf also zwischen deutscher, englischer und französischer Sprache umgeschaltet werden. Jede der Versionen hat ihre Vorteile: Lando wird im Englischen tatsächlich von Billy Dee Williams gesprochen, Luke hat im Deutschen die Original-Synchronstimme!

"Ein Droide reißt niemandem einen Arm aus dem Gelenk, wenn er verliert"Je nachdem ob das Spiel auf deutschen, englischen oder hinter-tibetanischen PCs installiert wird, schaltet sich eine Zensur an oder ab, die realistische Lichtschwertkämpfe zulässt oder eben nicht. Mittlerweile gibt es für Konsolenbastler aber schon diverse Anleitungen/Patches um auch in der deutschen Version in schmierigen Bars noch schmierigeren Aliens irgendwelche Sachen abzuhauen...
Also: Wer sich die US Version für teures Geld besorgt ist selbst schuld!

Fazit: Möge die Macht mit Euch sein!
Kurz und knapp gesagt: Jeder der Ego-Shooter und oder "Star Wars" auch nur marginal interessant findet, gehört in Karbonit eingefroren, wenn er sich dieses Teil entgehen lässt!
Mögen die Jungs von "Raven" möglichst bald mit der Arbeit an einem Addon oder Teil 3 beginnen - und zwar mit "Force-Speed"!
So und ich muss jetzt weiter meine Würgegriff, Schubskombination üben muwahahaha...

Wertungserläuterung
90 % bedeutet nicht unbedingt, dass "JK2" mit "Medal of Honor" (ebenfalls 90%) gleichzusetzen ist: Während "MoH" absolut auf die Kriegsatmosphäre setzt, bekommt Ihr in "JK2" wesentlich mehr Story, Puzzles und größere Levels. Außerdem ist das Schwert- und Machtkampfsystem in "JK2" ziemlich einzigartig auf dem Shooter-Markt und natürlich gewöhnungsbedürftig.
Also: Wer auf Realismus wert legt und "Star Wars" nicht mag, der kann ruhig 5 Prozent von der "JK2"-Wertung abziehen. Andererseits dürfen "Star Wars"-Freaks ruhig noch mal 5% im Geiste drauflegen. "JK2" ist das beste SW-Spiel der letzten Jahre!