Hallo Luke,
sorry, dass ich als Mann antworte (ich habe zwar "mütterliche" Formen, bin aber ein Mann), auch wenn du ausdrücklich um Meinungen und Hilfe von Frauen gebeten hast. Ich bin mir sicher, es werden dir auch Frauen antworten, aber manchmal gibt es Dinge die ein Mann einem Mann etwas besser erklären kann - ich hoffe ich gehöre dazu.
Zuerst einmal musst Du verstehen, dass deine Freundin/Bekannte ein Trauma davon getragen hat - sowohl durch ihren Stiefvater als auch von ihrem Bekannten im Urlaub (auch wenn ich im Moment im Falle des Bekannten von ihr nicht von einer Vergewaltigung ausgehen kann - wie du es erzählst könnte es sich in diesem Fall auf seiner Seite um ein alkoholbedingtes Missverständnis handeln - das müsstet ihr/sie (mit Hilfe der Polizei evtl.) noch herausfinden.
Als sie 14 Jahre alt war - also mitten in der Pubertät (in der sich die sozialen Normen und die eigenen Verhaltensmaßstäbe bilden) ist sie von einem Mann, dem sie bis dahin wahrscheinlich unbedingtes Vertrauen entgegen brachte, vergewaltigt worden. Es könnte sein, dass sie seitdem alleine war bei dem Versuch das zu verarbeiten - vielleicht weil sie dachte, dass sie es irgendwie verursacht habe und es nun auch alleine verarbeiten muss, vielleicht weil ihre Familie durch deren Verhalten bei ihr den Eindruck erweckte sie wäre Schuld ... Die Gründe könnten vielfach sein.
Du fragst "wie kann man das zu lassen, wenn man es nicht will?". Ich bin kein Psychologe oder Mediziner, aber ich versuche mal darauf eine Antwort zu geben.
Warum kann ein Mensch der in seiner Jugend in einem brennenden Zimmer fest saß, im späteren Leben Arsonphobie (Angst vor Feuer) bekommen?
Warum hört ein Mann - dessen größter Wunsch es ist Motorrad zu fahren - kurz vor der Führerschein-Prüfung auf, bloß weil er während der Fahrstunden dreimal fast angefahren wurde?
Ich weiß nicht warum - aber es ist eine gesicherte Erkenntnis, dass Traumpatienten wenn sie mit dem Auslöser des Traumas konfrontiert werden in eine Art geistige Katatonie verfallen - bildlich vorstellbar mit dem Reh, das im Scheinwerferlicht stehen bleibt anstatt weg zu laufen.
Wenn du es schaffst, mit ihr zusammen in eine Therapie zu gehen (in der sie ihre Erlebnisse aufarbeiten und du dir die inneren Abläufe - das wie und warum - von einem Spezialisten erklären lassen kannst), habt ihr eine gute Chance beide darüber hinweg zu kommen.
Aber mach dir vor allem eines klar - so verwirrend sich das jetzt auch anhört: Frauen sind keine Männer!
Frauen gehen mit Sex, Gefühlen, Gefühlen durch den Sex und Gefühlen nach dem Sex ganz anders um als Männer.
Bis du (durch Fachleute oder wenn sie soweit ist darüber zu reden) eine dich zufriedenstellende Antwort bekommst, rate ich dir zu folgender Einstellung:
in dubio pro reo - Im Zweifel für den Angeklagten
Durch deine Einstellung und Haltung zu den Vorkommnissen stärkst du ein evtl. vorhandenes Gefühl von "Es ist meine Schuld" und könnte dazu führen, dass sie sich von dir zurückzieht.
Was sie jetzt nämlich am allerwenigsten gebrauchen kann, sind Vorwürfe und Aggressivität bei Dir. Frauen spüren das - glaub mir das bitte einfach (in deinem Interesse)!