Zuerst mal nur die Fakten!
Beim Studium der Newsservices stieß ich auf folgenden Artikel:
http://www3.e110.de/index.cfm?event=page.detail&cid=2&fkcid=1&id=47578
Eine Suche in Google (Suchworte: 'Jugend' und 'Alkohol') brachte unter anderem folgende drei Artikel – die ich hier nur auszugsweise angebe.13-Jährige erleiden Alkoholvergiftung
Ennigerloh (ddp-nrw). Mit einer Alkoholvergiftung sind zwei 13-Jährige am Silvestertag im münsterländischen Ennigerloh ins Krankenhaus gebracht worden. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatte eine Anwohnerin die beiden Jungen hilflos in einer Passage liegend entdeckt. Die Jungen sollen gemeinsam eine Flasche Wodka geleert haben. Wie die Minderjährigen an den Alkohol kamen, konnte die Polizei nicht klären.
03.01.2010 FR
Erster Artikel
Aus sueddeutsche.de vom 13.06.2007 / http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/783/378589/text/
von (AP)
Zweiter Artikel:Mehr Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen Trinken bis zur Notaufnahme
Seit 2000 hat sich die Zahl junger 'Komasäufer' verdoppelt ... : Die Bereitschaft, sich schnell und gründlich zu betrinken, wächst.
Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Die Zahl ... stieg ... von 2000 bis 2005 um mehr als 100 Prozent auf 19.400, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden anlässlich der Aktionswoche zur Alkoholprävention mitteilte.
Im Jahr 2000 waren ... 9.500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 20 Jahren mit der Diagnose 'akute Alkoholintoxikation' gezählt worden.
Nahezu 3.500 der Patienten waren 2005 erst zwischen zehn und 15 Jahre alt. Selbst in dieser Altersgruppe war ein Anstieg von 57 Prozent zu verzeichnen, wie das Bundesamt mitteilte. ...
Bier und Schnaps lösen Alkopops ab
... Nach einer ... repräsentativen Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist der Anstieg besonders auffällig bei den 16- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen.
Umgerechnet auf reinen Alkohol lag deren wöchentlicher Konsum 2004 bei 127 Gramm, sank dann 2005 auf 108 Gramm und stieg in diesem Jahr auf 150 Gramm. ... bei den weiblichen Jugendlichen im selben Alter ... Anstieg ... von 42 auf 53 Gramm ...
... Anfang 2007 habe jeder zweite Jugendliche zugegeben, sich im vergangenen Monat an einem solchen 'Binge Drinking' (Komasaufen) beteiligt zu haben. Populär seien Bier, Bier-Mixgetränke und Spirituosen.
Die vor einigen Jahren noch so beliebten Alkopops würden kaum mehr konsumiert. ...
Zehn Millionen Deutsche trinken zu viel
Nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, trinken mehr als zehn Millionen Deutschen zu viel und zu regelmäßig Alkohol. 1,6 Millionen Bundesbürger sind alkoholabhängig. ...
Bei den ... Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren geben 22 Prozent ... an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. ...
Aus welt.de vom 14.02.2008 / http://www.welt.de/politik/article1674412/Zahl_jugendlicher_Trinker_verdreifacht_sich.html
Von Birgitta von Lehm
Dritter Artikel:Zahl jugendlicher Trinker verdreifacht sich
Die Zahl der Jugendlichen ... mit ... Alkoholvergiftung ... seit 2003 verdreifacht. ... Studie der Uni Leipzig ... Besonders alarmierend: Die Trinker werden immer jünger – quer durch alle sozialen Schichten.
... meisten Jugendlichen in der achten Klasse, wenn sie mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus landen
... die Zahl der Fälle, ... steigt seit Jahren kontinuierlich an.
... der in Leipzig behandelte Durchschnittstrinker Achtklässler; am meisten trinken Berufs- und Sonderschüler... durchschnittliche Alkoholpegel im Blut ... betrug 1,77 Promille. ...
Höchster Wert lag bei 4,9 Promille
... Jeder zweite Patient besuchte die Mittelschule, jeder vierte das Gymnasium, jeder zehnte die Sonderschule. ...
Verglichen mit den Mädchen (1,62 Promille) wiesen die Jungen (1,8 Promille) zudem einen deutlich höheren durchschnittlichen Promillegehalt auf. Der höchste in Leipzig gemessene Wert betrug dabei 4,9 Promille. ...
Die Biertrinker waren mit durchschnittlich 13,6 Jahren am jüngsten, gefolgt von den Weintrinkern (13,8 Jahre) und den ... Spirituosen ... (14,5 Jahre). ...
Aus zeit.de vom 05.08.2009 / http://www.zeit.de/online/2009/32/jugendliche-alkohol-komasaufen?page=1
Von Maris Hubschmidt und Rainer Woratschka
Komasaufen als Jugendmode
... – immer mehr 14- bis 20-Jährige saufen sich ins Koma
... Ergebnisse des 'Krankenhausreports 2009', ... Zum einen steigt die Zahl der Jugendlichen, die sich systematisch ins Koma trinken. Und zum andern wirken selbst schwere Alkoholvergiftung und Klinikaufenthalt auf die Betroffenen kaum abschreckend. 17 Prozent der Befragten trinken auch danach weiter wie bisher oder sogar noch mehr als vorher ...
Wie viele Jugendliche müssen wegen Alkoholvergiftung ins Krankenhaus?
... Seit 1990 hat sie sich schon mehr als verfünffacht und zwischen 2002 und 2008 verdoppelt. ... Im Jahr 2007 wurden 23 165 Volltrunkene zwischen 10 und 20 Jahren ins Krankenhaus gebracht.
Wie hoch ist der Anteil alkoholkranker Patienten in den Kliniken?
Auch dieser Anteil steigt beständig. ... und machen 16,2 Prozent aller Behandlungstage aus. 1990 betrug dieser Anteil noch 8,2 Prozent....
Was könnte den Trend stoppen?
Vor allem wird nach Zweierlei gerufen: mehr Verbote und rigidere Kontrollen. ... Einsatz jugendlicher Testkäufer. ... nächtlichen Alkoholhandel, vor allem in Tankstellen, unterbinden. ...auch Trinkverbote in der Öffentlichkeit, Platzverweise und das Verbot von Flatrate-Angeboten in Kneipen. ... Helfen werden es aber nicht – weil es nur zu Ausweichverhalten führe. ...
Wie gehen andere Länder mit dem Thema Alkohol um?
... Besonders strenge Vorschriften ... Alkohol ... in den USA bekanntlich sogar erst ab 21 Jahren. Was die minderjährigen Töchter von Ex-US-Präsident George W. Bush, Jenna und Barbara, nicht davon abhielt, sich das verbotene Gut mit Hilfe eines gefälschten Ausweises zu beschaffen.Mein Kommentar dazu?
In allen der obigen Artikel-Auszüge wurde auf mögliche Gegenmaßnahmen und Hilfsangebote eingegangen. Auch mir stellt sich diese Frage ... nur mit den Antworten ist das so eine Sache ...
Sollen die Schuldigen bestraft werden?
Um es kurz zu machen: JA! ... Aber wen ... oder auch wie? Wer ist zu bestrafen ... oder auch 'zu bestrafen'? Auf welcher Ebene fängt man da an?
Ich sehe den Anfang bei unseren Politikern und Rechtswissenschaftlern! Im Jugendschutzgesetz (JuSchG) heißt es im '§ 9 – Alkoholische Getränke' (http://bundesrecht.juris.de/juschg/__9.html) unter anderem:
Die Begriffsdeffinition erfolgt bereits im '§ 1 – Begriffsbestimmungen' http://bundesrecht.juris.de/juschg/__1.html):...
(2) Absatz 1 Nr. 2 gilt nicht, wenn Jugendliche von einer personensorgeberechtigten Person begleitet werden.
(3) In der Öffentlichkeit dürfen alkoholische Getränke nicht in Automaten angeboten werden. Dies gilt nicht, wenn ein Automat ... in einem gewerblich genutzten Raum ... durch ständige Aufsicht ...
Liebe Politiker und Rechtswissenschaftler haben wir hier nicht etwas vergessen??? Ihr habt Eltern, Erzieher, Ausbilder, Babysitter und Händler mit einbezogen – schön und gut. Aber wie sieht es mit folgenden Personengruppen aus?1) Im Sinne dieses Gesetzes
- sind Kinder Personen, die noch nicht 14 Jahre alt sind,
- sind Jugendliche Personen, die 14, aber noch nicht 18 Jahre alt sind,
- ist personensorgeberechtigte Person, wem allein oder gemeinsam mit einer anderen Person nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Personensorge zusteht,
- ist erziehungsbeauftragte Person, jede Person über 18 Jahren, soweit sie auf Dauer oder zeitweise aufgrund einer Vereinbarung mit der personensorgeberechtigten Person Erziehungsaufgaben wahrnimmt oder soweit sie ein Kind oder eine jugendliche Person im Rahmen der Ausbildung oder der Jugendhilfe betreut. ...
- Personen ohne explizit erteilten Erziehungsaufgaben oder Personensorgeberechtigungen – z.B. Passanten auf der Straße?
- Arbeitnehmer (ohne explizit erteilte Erziehungsaufgaben oder Personensorgeberechtigungen) – z.B.: der Verkäufer, die sich weigern einem Vertreter der erstgenannten Gruppe Alkohol zu verkaufen und denen dann vom Arbeitgeber die Kündigung wegen 'Geschäftsschädigendem Verhalten' droht?
Warum wurden diese Personengruppen nicht mit einbezogen? Hat keiner gemerkt, dass die einen eine 'Entschuldigung' erhalten (''Ich hab nicht gegen das JuSchG verstoßen!'') und die anderen ohne Schutz dastehen, wenn sie – ohne expliziten Auftrag – der erstgenannten Personengruppe bei entsprechendem Verdacht keinen Alkohol verkaufen?
Ich kann mich irren – meine Logik ist nicht immer mit der solcher gesetzgebenden Institutionen deckungsgleich – vielleicht sind entsprechende Vorkehrungen ja auch in anderen Gesetzen und Verordnungen geregelt – wenn dem so sein sollte und das jemand weiß ... bitte mir sagen – vielleicht brauche ich das ja irgendwann?
Desweiteren zählen natürlich Eltern, Lehrer, Wohnheim-Erzieher und ähnliche Personen zu den Schuldigen – entweder 'grob/fahrlässig' oder 'mit Vorsatz' - z.B. Tanten/Onkel, Feier-/Partygäste, Opa/Oma usw. ... entweder durch schlechtes Vorbild, weil es 'sich so gehört' ('zur Feier des Tages darf das Buberbele/das Mädle schon mal ein ... oder zwei ...!') oder weil sie nicht die 'geistige Reife' besitzen entsprechende Gefahren für ihre Kinder zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Ich finde hier sollte aber noch nicht Schluss sein.
Es wird immer nach neueren und härteren Verboten und Kontrollen verlangt, die sich – meines Erachtens – zu sehr auf die Seite Händler und Erziehungsbeauftragten (i.S.v. § 1 JuSchG) verankern. Hierbei wird nicht nur vergessen diesen Beauftragen Hilfe und Unterstützung anzubieten ('Wie sage ich es meinem Kinde?') sondern eine Gruppe von Verantwortlichen für dieses Problem wird gänzlich außen vor gelassen.
Ich meine die in allen obigen Artikeln angesprochenen Konsumenten selbst – Die jugendlichen 'Komasäufer'' selbst. Ich vermisse in allen zitierten Beiträgen die Verantwortung dieser Personengruppe. Wo werden diese beim 'Nein'-Sagen unterstützt? Welche Hilfsangebote gibt es für sie?
Ein – meiner Meinung nach – erster Schritt in die richtige Richtung ist die unten genannte Homepage von ''A-Connect e.V.'' Sie macht einen Versuch sowohl die Erwachsenen als auch die Jugendlichen mit Informationen und Hilfsangeboten zu versorgen. Leider konnte ich bisher keine weitere Homepage finden die diesen – ohne den berühmten ''erhobenen Zeigefinger'' – versucht oder der es gelingt.
http://www.a-connect.de
Sind unsere Jugendlichen also wie es scheint mit diesem Problem allein gelassen? Können wir hier in Deutschland nur in Begriffen von Strafe und Kontrolle denken? Langsam beginne ich zu befürchten, dass dem tatsächlich so ist!
Na denn ... Prost!
Neelix