Interview

Ein Schlag in die Weichteile, mit Dr. John Berardi



Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass T-Nation ein paar hochkarätigen Leuten beim Start in die Industrie von Fitness und Sporternährung unter die Arme gegriffen hat. Viele haben auf ihrem Weg Geschäftsimperien im Bereich des Personal Training aufgebaut, Bücher über Training und Ernährung geschrieben und sprechen heute in ausverkauften Veranstaltungen zu Legionen von Fans, die sie vergöttern und mit Schlüpfern um sich werfen.


(Leider haben einige auch ein paar Jahre im Knast verbracht und Nummernschilder gestampft. Habt Ihr schon mal ein Auto mir dem Nummernschild PROTEIN4U" oder "GOTDBOL?" gesehen? Beim nächsten mal könnt Ihr ruhig winken, wir wissen, wer dahinter steckt.)


Einer der populärsten Recken aus den Baracken von T-Nation ist Dr.
John Berardi. Berardi fing vor 10 Jahren damit an, auf T-Nation Artikel zu veröffentlichen. Damals hatte er gerade erst sein Studium abgeschlossen und schrieb ein Review über die Konferenz des ACSM (American College of Sports Medicine), im Jahre 2000 in Indianapolis.

Es ist unwahrscheinlich, dass selbst der größte Berardi Fan diesen ersten Artikel ausdruckte. TC bemerkte allerdings sofort, dass Berardi die seltene Fähigkeit besitzt, komplexe Zusammenhänge ganz einfach darzustellen. Hiernach entwickelte sich eine lange, faktenreiche Beziehung zu den Lesern von T-Nation.


Die guten Artikel kamen seitdem schnell und sie schlugen heftig ein. "Solving the Post Workout Puzzle", "Massive Eating", "Appetite for Construction" und "G-Flux", sind nur einige der hervorragenden Ernährungsartikel, die Berardi geschrieben hat. Außerdem half er dabei, die neueste Version der wohl besten Post-Workout Matrix zu entwickeln, welche die Industrie je gesehen hat: Surge Recovery.


Seit diesen glorreichen Tagen hat Berardi sich an der Gründung von Precision Nutrition beteiligt, einer sehr erfolgreichen Gesellschaft, die sich der Ernährungsschulung verschrieben hat und die dem Otto-Normal-Verbraucher allerhand Hilfsmittel zur Verfügung stellt, damit dieser seine bestmögliche Form erreicht und sich gleichzeitig hervorragend fühlt. Dieses Projekt verschafft Berardi viel Arbeit, aber selbst mit so wenig Freizeit, vergisst Berardi nicht, wo seine Wurzeln liegen. Als wir ihm also anboten, Teil unserer “Sucker Punch“ Serie zu werden, sprang John direkt darauf an.


Außerdem konnte er der Versuchung nicht widerstehen, uns allen etwas zu erzählen, von dem wir noch nichts wissen.


Testosterone Muscle:
Ob du willst oder nicht John, auf T-Nation wirst du immer als der Kerl in Erinnerung bleiben, der "Massive Eating" geschrieben hat. Was war das Bedeutendste, das du gelernt hast, seit dem Tag an dem diese Artikelreihe veröffentlicht wurde?

Dr. John Berardi:
Oh man, das ist hoffentlich nicht euer Ernst. Wenn ich für immer durch "Massive Eating" in Erinnerung bleiben werde, haben die Leser nichts von dem beachtet, was ich in den 9 Jahren danach geschrieben habe. Seit dieser Serie habe ich ungefähr 300 Artikel veröffentlicht, 5 Bücher geschrieben und gerade ein Programm zur Zertifizierung als Ernährungsberater herausgegeben. Wenn ich also John "Massive Eating" Berardi bin, ist das ganz schön deprimierend.

Aber mal angenommen du liegst richtig und das ist wirklich mein Meisterstück hier auf T-Nation, ist wohl das Wichtigste, was ich zu meinen Empfehlungen für "die saubere Massephase" (wie manche Typen es nennen), hinzugenommen habe, das Nährstofftiming.


Wie du dich vielleicht erinnerst, basierte "Massive Eating" auf der Idee, Mahlzeiten so zu strukturieren, dass sie entweder Protein, Kohlenhydrate und wenig Fett oder Protein, Fett und wenig Kohlenhydrate enthalten. Inzwischen nutze ich ein neues Konzept, welches aus Post-Workout Mahlzeiten (PW) und allen anderen Mahlzeiten (AT) besteht.


PW Mahlzeiten haben viel Protein und Kohlenhydrate, aber wenig Fett und, wie der Name schon sagt, sie werden nach dem Training konsumiert. AT Mahlzeiten haben viel Protein und Fett und wenig Kohlenhydrate und werden zu jeder anderen Zeit außerhalb des Post-Workout Zeitfensters gegessen.


Ich glaube immer noch, dass es äußerst wichtig ist, die richtige Menge an Kalorien zu verzehren und ich glaube, dass es Vorteile bringt, die Verteilung der Makronährstoffe zu kontrollieren (wie in "Massive Eating" beschrieben). Das Konzept des Nährstofftimings setzt diese beiden Faktoren in einen gemeinsamen Kontext: Dem Körper die richtigen Nährstoffe zuzuführen, wenn er sie am meisten braucht.


Allerdings gibt es einen Vorbehalt. Das ganze Schema ist sehr generell gehalten. Es ist der Punkt, an dem jemand anfangen könnte, wenn er sich einen Ernährungsplan zwecks Muskelaufbau zusammen stellt. Allerdings ist die Individualisierung hier ganz klar die Schlüsselkomponente. Man muss also noch andere Faktoren in die Planung einbeziehen: Körpertyp, tägliche Aktivität, usw. Als Basis ist es allerdings für jeden geeignet, um sich darauf eine eigene Diät zu konstruieren.


TM:
Ok, du bist jetzt also als adretter Ernährungsspezialist bekannt, der Klienten und Coaches hilft und trotzdem noch Zeit findet, um die Katzen alter Damen von Bäumen zu retten. Allerdings gab es auch mal eine Zeit, in der du selbst im Bodybuilding aktiv warst (John gewann die NABBA Jr. Mr. Universe 1995). Was hast du aus dieser Zeit gelernt?

JB:
Ha, es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der ich ein ganz typischer Bodybuilder war.
Ich erinnere mich daran, als ich mein viertes Jahr in der Universität startete. Da traf ich mich mit einer Studiendekanin. Ich ging in ihr Büro und wir führten ein nettes Gespräch über meine Ziele und mein akademisches Programm. Am nächsten Tag erzählte sie der gesamten Klasse, die sie unterrichtete, von einem schwachsinnigen Typen, der in ihrem Büro war, mit "so dicken Beinen, dass er nicht mal richtig laufen konnte!".

Unnötig zu sagen, dass sie wahrscheinlich etwas überrascht war, als ich einen fast perfekten Abschluss machte. Ich glaube ich war Drittbester in meinem ganzen Kurs, trotz der dicken Beine!

Davon mal abgesehen, waren meine Tage als dicker Bodybuilder unglaublich und ich habe sehr viel in dieser Zeit gelernt. Wenn ich es zusammenfassen sollte, würde ich daraus drei Lehren ziehen:

Die erste handelt von Disziplin und mentaler Stärke. Die Vorbereitung auf einen Wettkampf wird oft nicht als das gesehen, was sie wirklich ist: ein mentaler Kraftakt. Man steckt 16 Wochen lang 100% seiner Energie in Training und Diät. Mit jeder Woche wird man definierter, aber jede Woche macht einen auch physisch und mental mehr fertig als die vorherige. Zur Zeit des Wettkampfes kann man nicht klar denken, sich nicht richtig bewegen und man zählt die Stunden, bis es endlich vorbei ist.


Jeder kleinste Teil Deines Bewusstseins schreit danach, einfach aufzuhören und das ist auch der Grund, warum so viele Leute, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen, es nie in die Tat umsetzen. Aber jene die durchhalten, erlangen eine ganz neue Selbstsicherheit, um Herausforderungen anzugehen – ganz egal, wie lange sie brauchen oder wie sehr sie sich dafür bemühen müssen – und ich glaube, das ist eine wertvolle Lektion fürs Leben.


Ich habe mal auf T-Nation einen Artikel veröffentlicht, genannt “The Get Shredded Diet“, und in diesem Artikel berichte ich darüber, wie ich ungefähr alle zwei Jahre ein wirklich intensives Diätprogramm durchziehe. Das mache ich zum Teil, um diese mentalen Muskeln der Disziplin und Beharrlichkeit zu trainieren. Ich glaube, diese Muskeln können mit der Zeit “schlaff“ werden.


Für mich hat der Erhalt dieser Muskeln zu allem was ich mache beigetragen, egal ob es darum geht, ein Geschäft aufzubauen oder mit Klienten zu arbeiten. Ich tendiere dazu geduldiger zu sein und mich in einer Art zu verhalten, von der ich weiß, dass sie mich zum Erfolg führen wird, auch wenn dieser Erfolg noch nicht in Sichtweite ist und ich mich vielleicht einfach nur beschissen fühle. Ich glaube, das ist eine äußerst wichtige Eigenschaft.


Die nächste Lektion handelt von der Verbindung zwischen Verhalten und Ergebnissen. Das ist etwas, das viele Menschen vergessen, wenn sie sich Ziele setzen. Man kann sich Ziele setzen und diese niederschreiben, aber das wichtigste dabei ist, zu begreifen, dass Ziele am Ende eines Weges stehen und man muss bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen, um diesen Weg bis zum Ende gehen zu können.


Meine Tage als Bodybuilder zeigten mir, dass ich die gewünschten Resultate erzielte, wenn ich mein Verhalten auf das erreichen meiner Ziele ausrichtete. Das ist eigentlich vollkommen klar, aber es ist erstaunlich, wie viele Leute an diesem Punkt scheitern. Es ist ganz egal, wie stark dein Vorsatz ist, wenn du dich nicht entsprechend verhältst, wirst du dein Ziel niemals erreichen.


Das Gute daran ist, wenn man dieses Konzept ein mal wirklich verstanden hat, kann man damit den ganzen Prozess von hinten aufrollen. Wenn Deine Resultate also scheiße sind, heißt das nicht, dass irgendwas mit Dir nicht stimmt, sondern dass Dein Verhalten nicht stimmt. Ändere Deine Verhaltensweisen und die Resultate werden kommen.


Die dritte Lektion handelt von Mentorschaft. Als ich mit dem Bodybuilding anfing, nahm mich ein Typ namens Craig Bach unter seine Fittiche. Er brachte mir bei, wie ich zu essen, zu trainieren und meine Ziele zu setzen hatte. Dies alles geschah in einer sehr einflussreichen Zeit, nämlich in meinem 18ten Lebensjahr, und es hat mich fürs Leben geprägt. Die Kernaussage ist diese: Es gibt Menschen, die mehr Erfahrung haben als Du und wenn Du diese nicht ausfindig machst und nicht von ihnen lernst, bist Du ein Vollidiot, so einfach ist das!


TM:
Der größte Fehler, den ich jemals als Coach begangen habe, war______.

JB:
Das ist einfach. Ich dachte früher, dass Trainingserfahrung und Ernährungswissen miteinander einhergehen. Ich weiß noch, als ich anfing mit Elite-Teams zu arbeiten, war ich Feuer und Flamme, meine fortgeschrittenen Ernährungspläne mit ihnen zu teilen: maßgeschneiderte Regenerationsrezepte, Nährstofftiming, Macro-Aufteilung.

Alter, ich wurde grob geweckt.


Ich kam mal zu einer Besprechung mit einem Team auf olympischem Niveau und die Hälfte der Jungs in dem Raum hatten Tüten mit Fastfood dabei. Es dauerte eine Weile, bis ich meine fortgeschrittene Denkweise abgelegt hatte, aber irgendwann habe ich es doch geschafft. Manche Coaches schaffen das allerdings nie. Sie bleiben auf einem zu hohen Niveau, drücken ihren Klienten Ernährungspläne auf, denen diese niemals folgen werden und sagen dann, sie wären willensschwach oder nicht mit vollem Ernst bei der Sache. Mein größter Fehler war also, dass ich dachte, Elite-Athleten wären auch bereit für elitäre Ernährungskonzepte. Das entspricht nicht der Wahrheit. Ich war gezwungen, ein Klienten-Level-System zu erstellen, das meine Klienten in gut definierte Kategorien sortiert. Nachdem ich diesen Fehler behoben hatte, machte ich als Coach riesige Fortschritte.


TM:
Aber wenn sich Athleten auf hochkarätige Ernährungspläne einlassen, machen sie dann bessere Fortschritte?

JB:
Auf jeden Fall! Aber die Wahrheit ist, dass es sehr wenige Level 3 Athleten da draußen gibt. Die meisten sind Level 2, wenn es hoch kommt. Weißt Du, wenn man mit soviel Volumen und Intensität trainiert, wird man sowieso "gesund" aussehen und wenn man auf hohem Niveau Wettkämpfe bestreitet, sieht man nicht viel Sinn darin, näher auf seine Ernährung zu achten. Der "Markt" für Level 3 Beratung ist also eher klein.

TM:
Wo wir grade bei überlegenen Athleten sind, ich habe gehört, dass du in letzter Zeit viel mit MMA Kämpfern arbeitest, unter anderem Georges St. Pierre. In den Augen vieler T-Nation Leser besitzt GSP wahrscheinlich den idealen Körper: muskulös, schlank und athletisch. Was genau machst du mit GSP und was können Kerle machen, die am Erreichen eines solchen Körpers interessiert sind?

JB:
GSP hat mich vor ein paar Jahren kontaktiert, um ihm bei seiner Ernährung zu helfen, ich plane also seine Ernährung und Supplementation. GSP hat sogar einen eigenen Koch in Montreal, der alle Gerichte für ihn vorbereitet, ich arbeite also direkt mit seinem Koch zusammen, damit dieser auch das Richtige zubereitet. Bei GSP ist es kein Geheimnis, dass er schon immer einen super Körper hatte. Zum Teil kommt das von seinem Training, seiner Arbeitsmentalität, aber auch von seiner Genetik. Er ist von Natur aus ein mesomorpher Typ und es ist hinreichend bekannt, dass Mesomorphe meist höhere Level an Testosteron und Wachstumshormonen besitzen. Das ist also GSP: von der Natur beschenkt, trainiert das ganze Jahr wie verrückt und tut alles, um besser zu werden. So eine Kombination führt immer zu einem guten Körper.

Unser Ziel bei Georges war es, ein bisschen trockene Muskelmasse draufzupacken. Wir benutzten also, wie bereits besprochen, die PW/AT Strategie. Sein Plan besteht also aus 3 vollen Mahlzeiten am Tag, plus zwei "Supershakes": Protein, Beeren, Mandelmilch und Fischöl. Vor seinem Workout isst er einen Energieriegel, während des Trainings einen Workout Drink und danach einen Regenerationsshake.


Wir benutzen den ganzen Kram von Biotest: Finibar, Surge Workout Fuel und Surge Recovery um das Training herum und Metabolic Drive, Flameout und Superfood in den Supershakes. Ich schicke ihm jeden Monat eine große Biotest Box, damit er immer gut versorgt ist.

Bevor ich anfing mit Georges zu arbeiten, aß er vielleicht 2 oder 3 mal am Tag und dann meistens Fastfood. Da er zwei oder drei Mal am Tag trainiert und dabei immer von einem Studio in Montreal ins nächste rennt, verbringt er wenig Zeit zuhause und hatte einfach keine gute Strategie, um sich ordentlich zu ernähren.

Das sehe ich oft beim MMA, diese Jungs haben einen Beruf, trainieren mehrmals am Tag und haben einfach nicht die Zeit, sich ordentliches Essen zuzubereiten. GSP war also chronisch unterfüttert und deswegen auch immer so schlank. Seit ich mit ihm arbeite, haben wir seine Kalorienzufuhr verdoppelt oder verdreifacht.


TM:
GSP hatte dich also kontaktiert, weil er zunehmen wollte?

JB:
Manche Leuten wären wahrscheinlich überrascht, dass GSP tatsächlich Gewicht zulegen wollte. Bevor ich fortfahre, musst Du verstehen, wie die Klassen beim MMA funktionieren. Es besteht generell ein gewisser Druck von ganz oben bis in die unteren Klassen, in einer tieferen Klasse zu kämpfen. Man hat diese Kerle im Schwergewicht, die ca. 120 Kilo wiegen. Diejenigen Schwergewichtler mit 104 Kilo, werden also versuchen auf 92 Kilo zu kommen, um einen Vorteil zu erringen. Jetzt sind aber die Typen, die normalerweise 92 wiegen im Nachteil und werden versuchen, auf 83 Kilo zu gehen und so weiter. GSP, der bei etwa 83 Kilo war und auf 77 runter wollte, kontaktierte mich, um auf 88-90 Kilo zu kommen und dann auf 77 runterzugehen.

Nachdem wir seine Ernährung geändert hatten, nahm er 4,5 Kilo reine Muskelmasse in 8 Wochen zu. Nochmal, er war chronisch unterfüttert, sobald wir also anfingen alles richtig zu machen, schoss sein Gewicht in die Höhe.


TM:
Gab es irgendwelche Probleme mit so einer großen Gewichtsabnahme (von 90 auf 77 Kilo)?

JB:
Nein, GSP verwendet beim Abnehmen eine sehr wissenschaftliche Herangehensweise. Er erscheint Montags vor einem Kampf mit 88 Kilo, geht fürs Wiegen am Freitag auf 77 runter und packt in den nächsten 24 Stunden vor seinem Kampf die meiste, wenn nicht gar die gesamte Masse wieder drauf.

TM:
Irgendwelche Tipps, wie ihr das anstellt?

JB:
Da steckt wirklich keine Magie dahinter, nur Wissenschaft. Es ähnelt dem, was Wettkampfbodybuilder machen: Wasser- und Natriumeinnahme erhöhen, dann stark verringern. Allerdings machen wir noch ein paar andere Dinge, wie heiße Tauchbäder. Leider haben nur wenige Typen im MMA Ahnung davon und tragen dann stattdessen Müllsäcke, während sie in der Sauna ihr Cardio absolvieren. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Wiederzunahme nach dem Gewichtsverlust. Wir basieren alles auf bekannten Flüssigkeits-Absorptionsraten. Man nimmt nur eine bestimmte Menge an Flüssigkeit pro Stunde zu sich, das sind ungefähr 1,5 Liter Flüssigkeit pro Stunde, bei einer ungefähren Ausscheidung von 20-25%. Aber nicht irgendeine Flüssigkeit. Ich benutze gerne Surge Recovery als Teil der Rehydration, wegen der zusätzlichen Kohlenhydrate und Puffer in diesem Produkt.

TM:
Interessant! Viele Leute trainieren hart, essen gut, beten oft und nehmen ihre Vitamine. Trotzdem scheitern so viele daran, die Transformation zu vollführen, die sie sich wünschen. Was machen wir alle, oder was machen wir nicht?

JB:
Nun, in manchen Fällen sind es zu Grunde liegende physische Probleme, die die Leute davon abhalten Fortschritte zu machen, aber diese Fälle sind selten. In Wirklichkeit sehe ich zwei Probleme bei den meisten Leuten:

Eines ist, dass sie nie das tun, von dem sie wissen, dass sie es eigentlich tun müssten. Sie wissen, dass sie sich besser ernähren und fast jeden Tag ins Studio gehen müssten. Sie wissen, dass sie Erholung brauchen und ihr Training progressiv steigern sollten. Es ist nicht so, dass sie sich bewusst dafür entscheiden würden, ihren Fortschritt zu bremsen, indem sie zum Beispiel sagen: "Heute werde ich mich nicht anständig ernähren!".


Sie machen eher kleine, tägliche Kompromisse in jedem dieser Bereiche: ein bisschen Junkfood hier, ein verpasstes Workout da und dort eine späte Nacht. Sie wissen eigentlich, was sie tun sollten, aber diese kleinen Kompromisse zerstören Stück für Stück ihre Fortschritte. Jeder für sich mag keine große Sache sein, aber zusammengefasst werden sie zu einer ziemlich großen Sache!


Das zweite Problem ist, dass sie nicht beständig genug sind. Ich habe immer gesagt: Beständigkeit ist das Geheimnis von ungewöhnlichen Resultaten, nicht ständige Neuerungen. Nicht ein Tag dies, ein Tag das. Wenn man einen dramatisch veränderten Körper möchte, muss man sich klarmachen, dass es ein jahrelanger Prozess wird. Und in diesen Jahren, muss man beständig sein. Das bauen wir auch in unser Coaching ein und es ist die einzige Art, wie ich momentan mit meinen Klienten arbeite.


TM:
Das beinhaltet auch, immer nur kleine Änderungen vorzunehmen, richtig?

JB:
Menschen verändern sich einfach nicht, indem sie ihr Leben komplett über den Haufen werfen. Man muss sich immer eine neue Gewohnheit zu eigen machen und danach erst die nächste. Studien zeigen, dass wir eine Erfolgsrate von 85% haben, wenn wir versuchen, eine Sache nach der anderen zu verändern. Bei zwei Dingen sind es schon nur noch 35%. Mehr als zwei, und der Erfolg geht gegen null. Beständige, kleine Veränderungen sind der Schlüssel. Das ist der Weg, wie sich Menschen erfolgreich ändern können: eine Sache nach der anderen!

TM:
Welche 5 Nahrungsergänzungen werde ich immer in JBs Küchenschrank finden und warum?

JB:
Ich muss zugeben, dass ich einen über-entwickelten Supplementschrank besitze, aber hier meine Top Fünf:
  • 1) Ich habe immer ein Proteinpulver zur Hand. Ich bevorzuge, sie zu rotieren, damit ich nicht jeden Tag genau das gleiche esse. Viele Heilpraktiker und Ernährungsspezialisten teilen die Theorie, dass es zu einer Intoleranz führen kann, wenn man jeden Tag genau das gleiche isst. Ich glaube, dass da was dran sein kann, also rotiere ich zwischen Metabolic Drive und MuscleMilk.
  • 2) Obst- und Gemüse-Pulver. Ich rotiere zwischen Superfood und GreensPlus.
  • 3) Essenzielle Fettsäuren. Ich habe immer Flameout und ein flüssiges Fischöl zur Hand. Zudem habe ich vor kurzem wieder angefangen "Udo's Oil" zu benutzen und dabei eine sofortige Verbesserung von Haut und Wohlbefinden bemerkt. Ich ersetze Fischöl nicht, sondern balanciere lediglich meine Einnahme von Omega 3,6 und 9 aus. Ich glaube fest an die Wichtigkeit einer ausbalancierten Einnahme verschiedener Fettsäuren
  • 4) Ein Multivitamin.
  • 5) Workout Drinks. An Kohlenhydrat reichenn Tagen benutze ich Surge Recovery mit Creatin Monohydrat und Beta Alanin. An Kohlenhydrat armen Tagen, nehme ich Power Drive, BCAAs, Creatin und Beta Alanin...

Gelegentlich nehme ich noch anderen Kram wie Curcumin und RezeptorMax. RezeptorMax ist interessant. Ich lasse regelmäßig meine Testosteronwerte testen und muss zugeben, dass ich immer an der unteren Grenze des Normalen bin.

Nachdem ich RezeptorMax benutzt habe, hab ich mich testen lassen und war bei über 900.

Ich weiß nicht, wie das funktioniert, war aber auf jeden Fall beeindruckt. Ich nahm das Produkt eigentlich, um meine Glucose-Toleranz zu steigern (da diese mit Mitte 30 oft rapide absinkt), und hatte nicht mit dem großen Nutzen für meine Testosteronwerte gerechnet. Das war also ein kleiner Bonus.

TM:
Welches brandheiße Thema in der Welt von Training und Ernährung treibt dich zum Wahnsinn?

JB:
Ich bin eigentlich ein sehr positiver Kerl und versuche, mich nur um meinen eigenen Kram zu kümmern, aber es gibt da wirklich etwas, das mich ziemlich ankotzt: Der heuchlerische Coach, der Anweisungen gibt, die er selbst nicht befolgt.

Vor ein paar Monaten war ich Präsentator auf einer Ernährungskonferenz und da war ein Kerl, der seinen militanten Ansatz der Paläo-Diät präsentierte. Er hetzte gegen alle Getreide, Milchprodukte, Bohnen und sogar gegen Maiskolben. Ich stimmte nicht mit ihm überein, dachte mir aber: "Leben und leben lassen."


Aber eine Stunde später gab es ein kleines Buffet für alle Präsentatoren und der Kerl war mittendrin, stopfte sich Horsd’œuvre rein und soff Guinness. Später verschlang er dann noch ungefähr anderthalb Laib Weißbrot und spülte es mit mehr Guinness runter.


Ich dachte mir: so ein Arschloch! Er hatte zwei Stunden damit verbracht, die Leute davon zu überzeugen, dass sogar grüne Bohnen schlecht für einen wären und hier war er nun, fraß Junkfood uns betrank sich. So was kotzt mich an. Leider sehe ich solche Scheinheiligkeit überall und sie beschädigt den Namen unserer gesamten Branche.


Das ist für mich das größte Ärgernis.


TM:
Zum Schluss nun unsere allseits beliebte Frage: Erzähl uns was, das wir noch nicht wissen.

JB:
Darüber habe ich ziemlich lange nachgedacht. Die Antwort ist: Wissen nervt.
Das mag ironisch erscheinen, von einem Kerl, der lange in der Schule war, einen Doktortitel hat und so weiter. Aber was ich meine, ist: wir alle wollen immer mehr wissen. In der Welt von Training und Ernährung sind wir gerade zu besessen davon, NEUES zu erfahren. Aber es ist nicht das Wissen, was uns limitiert, das Problem liegt bei der Ausführung.

Genauer gesagt ist es die Ausführung von einfachen, grundlegenden Dingen, mit unerschöpflicher Beständigkeit, die Athleten immer wieder zu einer unglaublichen Form verhilft.


Deswegen sage ich, dass Wissen nervt. Niemand ist jemals in Form gekommen, nur weil er wusste, wie geht. Mein größter Rat ist also, sich die Zeit und Energie zu sparen, die man investiert, um neuen Kram herauszufinden. Stattdessen sollte man seine Zeit und Energie verwenden, um die Dinge zu tun, die auch wirklich funktionieren. Wenn man das Tag ein, Tag aus durchzieht, wird man sich innerhalb von 6 Monaten auffallend verbessert haben.


Damit möchte ich das Interview auch beenden, weil es alles zusammenfasst, worüber wir bis jetzt gesprochen haben und weil ich wirklich daran glaube. Lasst uns anfangen, weniger zu lernen und mehr zu tun. Ich garantiere, dass sich Euer Körper exponentiell verbessern wird.


TM:
Hört sich nach einem soliden Ratschlag vom breiten Professor an. Danke für dieses Interview JB!

JB:
Kein Problem. Es ist mir ein Vergnügen, wieder bei T-Nation dabei zu sein.